In Thailand sorgt eine vermeintlich harmlose Geste der Premierministerin Paetongtarn Shinawatra für aufgeregte Debatten und rechtliche Ermittlungen. Der umstrittene Vorfall ereignete sich am 7. September, als die Premierministerin und mehrere Kabinettsmitglieder beim fotografischen Ablichten vor dem Regierungsgebäude ein “Herz” mit ihren Händen formten.
Die Geste, die ihren Ursprung in der K‑Pop-Kultur hat, sollte eigentlich eine Botschaft der Liebe und Dankbarkeit vermitteln
Doch der Serienpetent Ruangkrai Leekitwattana sieht in dieser Handlung einen möglichen Verstoß gegen die ethischen Standards der thailändischen Verfassung. Ruangkrai, bekannt für seine eindringlichen Petitionen, hat sich nun erneut an die Wahlkommission gewandt, nachdem er sich bereits an die Nationale Antikorruptionskommission gewandt hatte.
In seinen Argumenten führt er an, dass die Geste während eines offiziellen Anlasses nicht nur unangemessen, sondern auch gegen die Vorschriften der Regierung verstößt. Besonders betont er die Maßgaben im Paragraph 17 und 27 sowie in Paragraph 170(5) der Verfassung, die in offiziellem Rahmen für Anstand und Würde stehen.
Die öffentliche Diskussion nahm an Fahrt auf, als auch der stellvertretende Premierminister und Energieminister Pirapan Salirathavibhaga während eines Interviews dem Thema Aufmerksamkeit widmete. Er äußerte, dass die Verwendung solch informeller Gesten in Regierungsuniformen nicht akzeptabel sei und verwies auf die Bedeutung offizieller Traditionen.
“Es ist nicht hässlich oder abstoßend. Es geht um die Regierungsuniform”, erklärte Pirapan und betonte den Anstand, der bei offiziellen Anlässen gewahrt werden muss.
Die sogenannte „koreanische Fingerherz“-Geste, populär geworden durch K‑Pop-Idole der 1990er Jahre, wirft nun Fragen zur Angemessenheit in der politischen Kommunikation auf. Während diese Geste in der Popkultur ein Zeichen der Zuneigung darstellt, wird sie in der formellen politischen Welt zunehmend kritisch betrachtet.
Die Reaktionen auf diesen Vorfall spiegeln ein größeres kulturelles Dilemma wider: Wie viel Freiraum gibt es für persönliche Ausdrucksformen in staatlichen Amtshandlungen? Der Ausgang der Untersuchungen durch die Wahlkommission wird nicht nur die Debatte um die Herz-Geste beeinflussen, sondern auch, ob eine solche Handlung tatsächlich rechtliche Konsequenzen für die Regierungsmitglieder haben wird.
In einer Zeit, in der das öffentliche Interesse an Regierungshandeln und Ethik stetig zunimmt, stehen die kommenden Wochen ganz im Zeichen dieser ungewöhnlichen, aber auch symbolträchtigen Geste.
Die thailändische Politik könnte sich mit den Ergebnissen konfrontiert sehen, die weitreichende Implikationen für die Integrität und das öffentliche Bild der Führungsriege haben könnten.