Thailands Verkehr: Survival-Guide für Todesmutige

Thailands Verkehr: Survival-Guide für Todesmutige

Willkom­men in Thai­land, dem Land, in dem der Verkehr nicht nach Lehrbuch, son­dern nach dem Gesetz des Dschun­gels funk­tion­iert — nur mit mehr Plas­tik­stühlen auf der Lade­fläche und weniger Zurück­hal­tung beim Hupen.

Ein Beitrag von Fred­erik Baumann

Hier ist die Straße kein Ort, son­dern ein Zus­tand, ein wildes The­ater aus Blech, Ben­zin und bud­dhis­tis­chem Fatal­is­mus. Wer hier über­leben will, braucht drei Dinge: Einen Scoot­er, ein lächel­ndes Ner­venkostüm und die Bere­itschaft, jeden Tag aufs Neue zu akzep­tieren, dass der Tod vielle­icht doch nur ein Tuk-Tuk-Fahrer im Saraswati-Kostüm ist.

Der Scoot­er — Dein Sarg auf zwei Rädern

Der thailändis­che Scoot­er ist das ulti­ma­tive Sym­bol für gren­zen­losen Opti­mis­mus. Warum ein Auto kaufen, wenn du stattdessen deine gesamte Ver­wandtschaft, den Woch­eneinkauf und den Fam­i­liengeist auf einem ros­ti­gen Moped unter­brin­gen kannst?

Hier trans­portiert man nicht nur Men­schen, son­dern auch: Lebende Schweine (als Beifahrer), eine Palme im Topf (für die Feng-Shui-Bal­ance im Vor­beirasen) und gele­gentlich ein kleines Geschäft, das zwis­chen den Knien des Fahrers aufge­baut ist -

Thailändis­ches Pad Thai, to go, während wir uns bei­de an diesem LKW vor­beis­chlän­geln!“. Helm? Nur, wenn er mit I ❤️ Bangkok“ bedruckt ist und so lock­er sitzt, dass er bei der ersten Voll­brem­sung wie eine Kon­fet­tikanone abhebt.

Die Ampel — Ein mys­tis­ches Arte­fakt aus dem Westen

Ampeln existieren in Thai­land auss­chließlich, um Touris­ten in Sicher­heit zu wiegen. Schau, grün! Jet­zt kann ich los­fa… OH MEIN BUD­DHA, WO KOMMT DIESER BUS HER?. Die lokale Inter­pre­ta­tion der Far­ben:
Rot: Nur für dich, Aus­län­der. Wir nutzen die Zeit, um insta­gram­ma­ble Fotos von unserem Mit­tagessen zu machen.“

Gelb: Alles klar, die let­zten drei Autos dür­fen noch schnell durch­hecht­en!
Grün: Ein Vorschlag, kein Befehl. Bitte warten Sie, bis die ent­ge­genk­om­menden Motor­räder, die Hüh­n­er tra­gen­den Fußgänger und der Mönch mit der Spenden­büchse vor­bei sind.

Fußgänger­am­peln sind im Grunde ein Run­ning Gag. Wer darauf wartet, wird von Ein­heimis­chen bemitlei­det, als hätte er ver­sucht, mit ein­er Wasser­pis­tole einen Ele­fan­ten zu besiegen.

Tuk-Tuks — Die rol­len­den Todeskapseln

Tuk-Tuks sind Thai­lands Antwort auf die Frage: Wie bauen wir ein Fahrzeug, das aussieht wie ein über­hitztes Spielzeu­gau­to, riecht wie ein Mix aus Abgasen und Fis­chsauce und sich bewegt wie ein betrunk­en­er Skorpion?.

Der Fahrpreis? Eine Mis­chung aus Glücksspiel und Psy­chotest. 200 Baht zum Tem­pel? Aber gestern war es doch 50! — Ah, heute ist sehr heiß, deshalb Pre­mi­um-Preis!“. Die Fahrt selb­st ist ein vir­tu­os­er Akt der Schw­erkraftver­höh­nung: Drei Räder, 120 Grad Kur­ven­winkel und ein Fahrer, der neben­bei noch sein Nudel­sup­pen-Busi­ness auf Line man­aged. Bonus: Das Tuk-Tuk hat nie Rück­lichter. Warum auch? Wenn dich jemand von hin­ten rammt, war es eh dein Karma.“

Der Bus — Der unbe­sieg­bare Titan des Chaos

Thailändis­che Busse sind weniger Verkehrsmit­tel, mehr Naturge­wal­ten. Sie fol­gen kein­er Route, son­dern ein­er inneren Stimme, die flüstert: Über­hole jet­zt den LKW auf der Gegen­fahrbahnwährend du einen Kaf­fee trinkstin ein­er Baustellemit ein­er Reifen­panne.“.

Die Türen ste­hen immer offen, nicht etwa wegen der Belüf­tung, son­dern damit mutige Pas­sagiere jed­erzeit aussteigen“ kön­nen — ob der Bus nun hält oder nicht. Der Fahrer selb­st ist ein Mys­teri­um: Hat er je geblinkt? Existieren Brem­sen? Oder lenkt er das Mon­strum durch reine Wil­len­skraft, wie ein Jedi-Rit­ter mit Flip-Flops?

Die heilige Hupe — Das nationale Kommunikationsmittel

In Thai­land ist die Hupe kein Warnsignal, son­dern eine Sprache. Ein kurzes Tuten bedeutet: Ich existiere!“. Ein langes: Ich existiere, und du soll­test dich schle­u­nigst in Luft auflösen!“. Ein rhyth­mis­ches Getriller: Hal­lo, ich bin hin­ter dir, neben dir, und gle­ich auch vor dir — sabai sabai!“. Touris­ten ver­suchen verzweifelt, die Nuan­cen zu deuten, während Ein­heimis­che lächel­nd ein Hup­konz­ert kom­ponieren, das Beethoven vor Neid erblassen ließe.

Der Ele­fant im Raum — Oder warum Stau manch­mal niedlich ist

Ja, manch­mal ste­ht man im Stau, weil ein Ele­fant Gemüse verkaufend die Straße block­iert. Oder eine Horde Affen eine Tankstelle über­fällt. Oder ein Straßen­markt spon­tan entschei­det, dass Asphalt der per­fek­te Ort für gebratene Insek­ten ist.

Tja, was tun?“, zuckt der Thai und bestellt einen Eis­tee. Zeit ist hier ein dehn­bares Konzept, und ein Stau ist nur eine Ein­ladung, mit dem Snack-Verkäufer zu plauschen, der zwis­chen den Autos hin­durch­schlüpft, als wäre er aus Teflon.

Warum das alles funk­tion­iert? Die große Illusion

Ganz ein­fach: Thailän­der haben die Physik neu erfun­den. Sie ver­ste­hen, dass zwei Fahrzeuge nicht kol­li­dieren, solange bei­de Fahrer gle­ichzeit­ig an etwas anderes denken — etwa an das Aben­dessen oder die Lotteriezahlen.

Die einzige Regel ist: Wer lächelt, hat recht. Ein Tuk-Tuk schnei­det dir die Spur ab? Lächele zurück, als hättest du ger­ade den Verkehrs-Lot­to­jack­pot gewon­nen. Ein Scoot­er kratzt deinen Seit­en­spiegel? Lächeln und ein Wai-Gruß, als wäre er der let­zte Akt eines spir­ituellen Reinigungsrituals.

So, und nun?: Willkom­men in der Verkehrsutopie

Thai­lands Straßen sind ein Ort, an dem Logik stirbt, Aben­teuer geboren wer­den und GPS schreiend in den Suizid­modus wech­selt. Es ist das einzige Land, in dem man nach ein­er Fahrt vom Flughafen in die Stadt entwed­er einen Dok­tor­ti­tel in ange­wandter Wahrschein­lichkeit­s­the­o­rie hat — oder eine kom­plett neue Reli­gion grün­det.

Also: Schnallen Sie sich nicht an (es gibt eh keine Gurte), lehnen Sie sich zurück und genießen Sie die Show. Und falls Sie doch blinken soll­ten… sagen Sie nicht, wir hät­ten Sie nicht gewarnt.

PS: Wenn Sie jemals einen thailändis­chen Fahrer fra­gen: Warum?“ — die Antwort ist immer: Because Thai­land!“. Und ja, das ist ein voll­ständi­ger Satz. 🛵🎇💥

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Quelle: Frederik Baumann Wochenblitz Redaktion
Bildquelle: Datei Foto

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