Bangkok — In einem aufsehenerregenden Fall hat die thailändische Millionärin Jatuporn „Madam Oi“ Ubonlert nach ihrer Rückkehr aus Frankreich rechtliche Schritte gegen ihren ehemaligen Anwalt Sittha Biabangkerd eingeleitet. Der Grund: angeblicher Betrug in Höhe von 71 Millionen Baht.
Jatuporns Anschuldigungen kommen nicht nur wegen des finanziellen Verlustes, sondern auch aufgrund eines geheimen Treffens in Hongkong, das hochrangige thailändische Politiker in den Fokus rückt.
Jatuporn, die 2020 im französischen Lotto 5 Milliarden Baht gewann, hat sich in Thailand als Bäckereibesitzerin etabliert und während der Pandemie beträchtliche Summen gespendet.
Zunächst war sie beeindruckt von Sitthas juristischen Fähigkeiten, da er einen ehemaligen Polizeibeamten erfolgreich vor Gericht brachte. Dieses Vertrauen führte dazu, dass sie ihn schließlich mit einer monatlichen Vergütung von 300.000 Baht für ihre Rechtsgeschäfte engagierte.
Doch schnell wurde das Vertrauen durch enttäuschende Leistungen erschüttert. Jatuporn kündigte den Vertrag und wollte Sittha nur noch für spezifische Einzelfälle engagieren.
Hier wird die Situation mit dem Anwalt kompliziert.
Sittha lud sie ein, in eine Online-Lotterie-Verkaufsplattform zu investieren, was sie überzeugte, ihm 2 Millionen Baht zu überweisen. Bei einer späteren Reise nach Hongkong stellte sie fest, dass Sittha angeblich politische Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten, darunter der stellvertretende Premierminister Anutin Charnvirakul, hatte.
In dieser Runde sollte über den Lotterieverkauf gesprochen werden, was jedoch zu keiner Klärung führte. Politische Akteure bestritten die existierenden Beziehungen und alle Vorwürfe jeglicher Verstrickung.
Ein weiterer Schock für Jatuporn war der Kauf eines teuren Mercedes-Benz G‑Klasse G400, den Sittha ihr zu überhöhten Kosten verkaufte. Sie entdeckte, dass das Auto wesentlich günstiger war und vermutete, dass Sittha es ohne ihre Zustimmung vermietete. Ihr Verdacht erhärtete sich weiter, und sie drohte, rechtliche Schritte einzuleiten.
Im Gefolge dieser Vorwürfe wurden neue Anschuldigungen gegen Sittha laut.
Frühere Klienten, die in den Mordfall der thailändischen Schauspielerin Nida „Tangmo“ Patcharaveerapong verwickelt waren, schlossen sich Jatuporn an und kritisierten seine unethischen Praktiken. Die Empörung über die Vorwürfe wird durch Sitthas provokante Reaktionen verstärkt.
Der Anwalt geht gegen die Anschuldigungen vor und behauptet, alle Geldtransfers seien legal gewesen. In einer kühnen Antwort forderte er sogar den ehemaligen Aktivisten Sondhi Limthongkul auf, im Falle seiner Unschuld seinen eigenen Urin zu trinken.
Während sich der Fall vor den thailändischen Polizeibehörden entfaltet, bleibt die Frage, ob Jatuporn ihre Investitionen zurückerhalten kann und ob die Kontakte zu den Politikern Konsequenzen nach sich ziehen werden.
Die anhaltende Kontroverse zeigt nicht nur die Komplexität von Geld und Macht in Thailand, sondern auch, wie fragil das Vertrauen in rechtliche Vertreter sein kann.