Pattaya — In der brodelnden Hitze von Pattaya, wo das Thermometer tagsüber selten unter die Marke von schweißtreibenden 30 Grad fällt, braute sich in einer prunkvollen Villa ein Sturm ganz anderer Natur zusammen.
Kanya, eine lebhafte Thailänderin mit einem Herzen so feurig wie das scharfe Curry, das sie zu kochen pflegte, und ihr Mann Jürgen, ein ruhiger Deutscher, der seine Ruhestandsjahre mit einem Bier am Strand verbringen wollte, waren die Hauptakteure in diesem Drama.
Es begann alles an einem harmlosen Morgen.
Kanya, deren Glück es war in der staatlichen Lotterie 20.000 Baht zu gewinnen, konnte plötzlich ihren Lottoschein nicht mehr finden.
Wie ihr Mann später behauptete, war ihr Ausruf “Oh, mein Buddha! Wo ist mein Lottoschein?” so entsetzt über die Lippen gekommen, dass die Vögel im Garten aus den Bäumen flatterten.
Unmittelbar verdächtigte Kanya ihren Gatten Jürgen, den Lottoschein heimlich selbst eingelöst zu haben.
Angesichts seiner beachtlichen Rente und einigen klug investierten Euros in deutsche Bieraktien war dies zwar eine unwahrscheinliche Tat, doch in Momenten hoher emotionaler Aufwallung sind, wie bekannt, alle Logik und Vernunft oft dahin.
“Jürgen, hast du meinen Lottoschein klammheimlich eingelöst?”, fragte sie, während ihre Augen bereits blitzen und der Griff ihrer Gussbratpfanne verdächtig fest wirkte.
Jürgen, der gerade in einem Reiseführer über kühle Orte für die thailändischen Hot Seasons las, sah auf und schüttelte entschieden den Kopf. “Nein, mein Schatz, wie könntest du nur denken, ich würde so etwas tun!”
Doch Kanya war nicht überzeugt.
Vielleicht rührten die Jahre des scharfen Essens auch an ihrer Toleranz für Unsicherheiten, denn sie packte die massive Gussbratpfanne und begann, Jürgen durch das prächtige Wohnzimmer zu jagen.
Jürgen, der normalerweise ein friedliebender Mensch war, sprintete mit einer Agilität, die man ihm in seinem Alter kaum noch zugetraut hätte, zur Sicherheit aus dem Haus.
Die Jagd setzte sich über die belebte Thepprasit Road fort, sehr zur Belustigung der Einheimischen und Touristen, die ihre Smartphones zückten, um dieses ungewöhnliche Schauspiel festzuhalten.
Jürgen, in Lederhosen und Sandalen, gefolgt von einer erbosten Kanya mit einer Bratpfanne, wurde rasch zum viralen Hit.
Letztlich, nach einer halben Stunde turbulenten Hinterherrennens, kehrten beide, ausgepowert und verschwitzt, zurück in ihre Villa, wo Kanya in dem Moment, als sie sich auf das Sofa warf, eine Eingebung hatte.
Sie erinnerte sich plötzlich daran, dass sie den Lottoschein in einem alten Kochbuch zwischen den Seiten über “Heilkräuter” und “Traditionelle Thai Desserts” zum ‘sicheren Aufbewahren’ versteckt hatte.
Beschämt über ihr Vergessen und die darauffolgende wilde Jagd, zeigte sie sich reumütig.
“Oh Jürgen, es tut mir so leid.”
“Ich habe dich ungerechterweise beschuldigt!”, gestand sie, während Jürgen nur erleichtert lächelte und sich einen kühlen Verband auf die Stirn legte.
Von da an scherzten sie oft, dass wenn sie das nächste Mal den Lottoschein verlegen würde, sie wenigstens den Sport als Ausrede nutzen könnten, um Jürgen in Trab zu halten.