Hypothekenmarkt in Thailand: Verlängerung der Rückzahlungsfrist auf bis zu 85 Jahre könnte Wirtschaft ankurbeln
Das Finanzministerium Thailands plant in Zusammenarbeit mit Geschäftsbanken eine bahnbrechende Initiative, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln: Künftig sollen Eigenheimkäufer bis zum Alter von 85 Jahren Hypothekenzahlungen leisten können.
Diese Maßnahme kommt inmitten einer wirtschaftlichen Abschwächung, die sowohl die Verbraucher als auch kleine Unternehmen belastet.
Finanzminister Pichai Chunhavajira äußerte sich positiv über die bisherige Resonanz auf den Vorschlag, der bereits bei der Government Housing Bank (GH Bank) in die Tat umgesetzt wurde.
Mehr als 80.000 bestehende Kreditnehmer haben bereits Interesse gezeigt.
Die Initiative sieht vor, dass Beamte bis zum Alter von 85 Jahren und andere Bürger bis 80 Jahre ihre Hypothekenraten zahlen können, während bisherige Regelungen die Rückzahlung auf ein Höchstalter von 60 bis 70 Jahren begrenzten.
„Die Geschäftsbanken sind finanziell robust, aber die schwache Nachfrage bei Verbrauchern und kleinen Unternehmen ist offensichtlich“, kommentierte Minister Pichai während eines Seminars zur Entwicklung der thailändischen Immobilienbranche.
Er betonte weiterhin, dass eine Verlängerung der Hypothekenlaufzeiten nicht nur die finanzielle Belastung für Eigenheimkäufer verringern, sondern auch helfen würde, die steigenden Lebenshaltungskosten besser zu bewältigen.
„Diese Maßnahme wird den Menschen mehr finanzielle Flexibilität im Alltag ermöglichen und zugleich dazu beitragen, die Anzahl der notleidenden Kredite und Sonderkredite zu reduzieren, die aktuell auf bedenkliche 3,5 % bzw. über 4 % gestiegen sind“, erklärte Minister Pichai.
Neben der direkten Unterstützung für Eigenheimkäufer könnte die Initiative auch eine Erholung des angeschlagenen Immobilienmarktes anstoßen, der sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite mit Problemen kämpft.
Insbesondere die hohe Ablehnungsquote bei Hypothekenanträgen hat zu einem Rückgang der Verkäufe an inländische Käufer geführt.
Um zusätzlich ausländische Investoren anzulocken, schlägt Minister Pichai vor, die Pachtdauer für Wohnimmobilien auf 99 Jahre zu verlängern.
Diese Maßnahme könnte die bisher notwendige Gründung von Treuhandgesellschaften für Ausländer überflüssig machen und damit die Schattenwirtschaft reduzieren.
Experten aus der Immobilienbranche, wie Pornarit Chounchaisit, Präsident der Thai Real Estate Association, bestätigen die Dringlichkeit solcher Maßnahmen.
Er betonte, dass der Wohnungsmarkt bereits im letzten Jahr stagnierte und im ersten Halbjahr 2024 signifikant geschrumpft sei, hauptsächlich aufgrund der hohen Ablehnungsquote von Hypothekendarlehen durch Banken, die bis zu 60 % erreichte.
Auch Vertreter großer Bauträger wie Uthai Uthaisangsuk von Sansiri äußerten sich besorgt über die wirtschaftliche Lage, betonten jedoch, dass das Interesse im oberen Marktsegment weiterhin stark sei.
Im unteren Marktsegment hingegen seien Probleme bei der Kreditaufnahme präsent, was zu einer Verlagerung der Ablehnungsquote auf bis zu 50 % im unteren und mittleren Preissegment geführt habe.
Kessara Thanyalakpark, Geschäftsführerin von Sena Development, schlug vor, dass die Regierung spezielle Hypotheken mit festem Zinssatz für einen Zeitraum von 30 Jahren anbieten sollte, um den Wohnungsbau für Geringverdiener erschwinglicher zu machen.
Ihrer Meinung nach sollte nicht nur auf der Nachfrageseite, sondern auch bei den Finanzinstituten der Fokus auf Marktstimulation gelegt werden.
„Es ist, als würden Bauträger Zahnpasta und Banken Zahnbürsten verkaufen.
Wenn die Zahnbürsten zu teuer sind, wird die Zahnpasta nicht verkauft“, kommentierte sie die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt.
Insgesamt könnte die vorgeschlagene Verlängerung der Hypothekenlaufzeiten und Pachtdauern nicht nur die lokale Wirtschaft stabilisieren, sondern auch den Immobilienmarkt in Thailand langfristig wieder auf Kurs bringen.