Bangkok - Das Tauziehen zwischen dem Parlamentspräsidenten und der Volkspartei darüber, ob der Name Thaksin Shinawatra, ein „Außenstehender“, in den Misstrauensantrag aufgenommen werden darf, droht außer Kontrolle zu geraten. Die Debatte hat sogar ein bisher undenkbares Szenario heraufbeschworen: dass die aktuelle Parlamentssitzung enden könnte, bevor es überhaupt zu einer Misstrauensdebatte kommt. Zwar ist das unwahrscheinlich, doch der ganze Streit nagt bereits an der verbleibenden Glaubwürdigkeit eines der zentralen Elemente der Demokratie.
Das parlamentarische Misstrauensvotum ist es, was das demokratische System von autoritären Regimen unterscheidet. Doch seit Langem wird es immer wieder zum Spielball politischer Machtkämpfe, was die Heiligkeit und Nützlichkeit dieses Instruments stetig untergräbt. Der jüngste Streit betrifft den Parlamentspräsidenten Wan Muhamad Noor Matha und die Volkspartei, die derzeit die größte Oppositionsfraktion stellt.
Zunächst warnte der Parlamentspräsident davor, im Misstrauensantrag einen „Dritten“ zu erwähnen, und forderte schließlich direkt, den Verweis auf Thaksin aus dem Antrag zu streichen. Die Volkspartei weigert sich jedoch, dem nachzukommen.
Der Parlamentspräsident, die Pheu-Thai-Partei und die Regierung werden beschuldigt, das System zu missbrauchen, indem sie versuchen, die Erwähnung Thaksins in der nächsten Misstrauensdebatte zu verhindern oder einzuschränken. Der aktuelle Machtkampf verstärkt verständlicherweise die Kritik, dass das Regierungslager „undemokratisch“ handelt — ein Vorwurf, den jede Opposition erhebt und jede Regierung zu hören bekommt. Doch auch die Volkspartei trägt eine Mitschuld.
Als Thaksin in der Vergangenheit von sogenannten thailändischen „Liberalen“ und internationalen Unterstützern als „Champion der Demokratie“ gefeiert wurde, sprach niemand darüber, dass er direkten Misstrauensanträgen oft dank seiner starken parlamentarischen Mehrheit entging. Wenn das „undemokratisch“ war, entging es damals vielen.
Doch genau diejenigen, die sich damals nicht darum scherten, machen jetzt ein großes Drama daraus. Es ist ironisch: Damals, als er davonkam, wurde von einem „demokratischen Mandat“ gesprochen. Jetzt, wo er erneut kurz davor steht, sich aus der Affäre zu ziehen, häufen sich die Vorwürfe des Machtmissbrauchs.
Die Misstrauensdebatte wurde schon immer als politisches Druckmittel genutzt, und jedes Mal, wenn ein Antrag eingereicht wird, beginnt ein neues Spiel. Thaksin, der bekanntlich hasste, als Premierminister direkt vom Parlament angegriffen zu werden, ist in Bezug auf Misstrauensanträge immer ein rotes Tuch.
Doch trotz alledem hat die Volkspartei mit ihrer Forderung, Thaksin im Misstrauensantrag zu erwähnen, eine zweischneidige Strategie gewählt.
Einerseits scheint die Partei das demokratische Prinzip hochzuhalten, Regierungsfehler auf höchster Ebene aufzudecken. Andererseits könnte sie damit einen unnötigen Streit anheizen, der im Grunde vermeidbar ist und keinem öffentlichen Interesse dient. Mit anderen Worten: Die Volkspartei spielt ein politisches Spiel mit, das maßgeblich dazu beiträgt, warum die Misstrauensdebatte immer mehr an Bedeutung verliert.
Zum Wohl Thailands könnte die Partei Thaksin aus der Gleichung nehmen und der Öffentlichkeit — ohne seinen Namen zu nennen — erklären, warum sie die Politik der Paetongtarn-Regierung für korruptionsfördernd und wenig lebensverbessernd hält. Doch stattdessen scheint sie lieber auf ein altes Spiel zu setzen, das die Demokratie weiter schwächt.
Die aktuelle Debatte zeigt einmal mehr, wie politische Egos und Machtspiele die Grundfesten der Demokratie untergraben. Es ist an der Zeit, dass alle Seiten ihre Verantwortung erkennen und das Wohl des Landes über persönliche Interessen stellen. Sonst könnte die Misstrauensdebatte bald nur noch ein leeres Ritual sein — und das wäre eine echte Schande.