Thailand legalisiert gleichgeschlechtliche Ehe: Ein historischer Schritt für die LGBTQ+-Gemeinde
Am 18. Juni verabschiedete der thailändische Senat ein bahnbrechendes Gesetz zur Ehegleichheit, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert und damit Thailand zum ersten Land in Südostasien macht, das diesen Schritt geht. Diese Gesetzesänderung markiert einen bedeutenden Fortschritt für die LGBTQ+-Gemeinde und wurde mit großem Jubel und Erleichterung aufgenommen.
Ein langer Weg zur Ehegleichheit
Die Verabschiedung des Gesetzes zur Ehegleichheit war das Ergebnis eines langen und oft steinigen Weges. Bereits 2001 schlug der damalige Innenminister Purachai Piamsomboon die Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen vor.Doch die damalige Regierung unter Premierminister Thaksin Shinawatra lehnte den Vorschlag ab.
Erst 2019 wurde die Idee während der Amtszeit von Premierminister Prayut Chan-o-cha wieder aufgegriffen.Doch auch damals scheiterte der Gesetzesentwurf, als das Parlament aufgelöst wurde. Es dauerte bis zum 27. März dieses Jahres, bis das Unterhaus den Gesetzentwurf zur Ehegleichheit verabschiedete.
Das Oberhaus stimmte schließlich 84 Tage später mit überwältigender Mehrheit von 130:4 zu. Nun tritt das Gesetz 120 Tage nach seiner Veröffentlichung in der Royal Gazette in Kraft. Freude und Erleichterung in der LGBTQ+-Gemeinde
Für viele gleichgeschlechtliche Paare in Thailand ist dies ein lang ersehnter Moment.
Prinn Vadhanavira (44) und Chakkrit Vadhanavira (49) sind seit 22 Jahren ein Paar und freuen sich darauf, ihre Beziehung endlich rechtlich anerkennen zu lassen. In der Vergangenheit standen sie aufgrund der fehlenden rechtlichen Anerkennung vor vielen Schwierigkeiten, insbesondere beim Immobilienkauf, bei der gemeinsamen Kreditaufnahme oder bei Versicherungsfragen.
Um diese Hürden zu überwinden, adoptierten Prinns Eltern Chakkrit als ihren Sohn, um ihnen die rechtlichen Vorteile eines Geschwisterpaares zu ermöglichen. Sirorat Kanjanasumranwong (38) und ihre Partnerin Palita Areeras (30) teilen ähnliche Erfahrungen. Die beiden sind seit drei Jahren zusammen und begrüßen die Möglichkeit, nun auch medizinische Entscheidungen füreinander treffen zu können. „Die Tatsache, dass wir keine medizinischen Genehmigungen füreinander unterschreiben konnten, weil wir nicht rechtlich verwandt waren, hat uns immer gestört.
Jetzt sind wir erleichtert, dass das Problem bald gelöst wird“, sagt Sirorat.
Raum für Verbesserungen: Trotz der Freude über die neue Gesetzgebung gibt es noch immer Bereiche, die verbessert werden müssen. Nachale Boonyapisomparn, Vizepräsidentin der Foundation of Transgender Alliance for Human Rights, betont, dass das Gesetz zwar ein großer Schritt in die richtige Richtung ist, aber auch zu Problemen führen kann.
Insbesondere kritisiert sie die Begriffe „Vater“ und „Mutter“ im Gesetz, die zu einer falschen Geschlechtszuweisung führen können, insbesondere bei Transgender-Personen. „Thailand ist weit gekommen. Dennoch sind viele Dinge unerledigt, wie etwa die Frage der gesetzlichen Vormundschaft und der reproduktiven Gesundheit“, sagt sie.
Die wirtschaftlichen Vorteile der Pink Economy
Die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Thailand könnte auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Lee Badgett, emeritierte Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der University of Massachusetts Amherst, weist darauf hin, dass der LGBTQ+-Markt weltweit schnell wächst.
In den letzten Jahren haben immer mehr junge Menschen, insbesondere Millennials und Mitglieder der Generation Z, ihre LGBTQ+-Identität offenbart. Laut einer Umfrage des amerikanischen Analyse- und Beratungsunternehmens Gallup identifizierte sich zwischen 2021 und 2023 etwa jeder zehnte Millennial und jeder fünfte Angehörige der Generation Z in den Vereinigten Staaten als LGBTQ+.
Diese demografische Veränderung ist auch weltweit zu beobachten und hat bedeutende wirtschaftliche Auswirkungen. LGBTQ+-Personen suchen nach Produkten und Dienstleistungen, die sie repräsentieren, und geben weltweit jährlich etwa 4 Billionen US-Dollar (146,7 Billionen Baht) aus.
Thailand könnte von diesen Trends erheblich profitieren, da mehr LGBTQ+-Touristen und -Investoren angezogen werden. Prof. Badgett betont jedoch, dass Thailand weiterhin an der Anpassung seines Systems im Bildungs‑, Sozial‑, Justiz- und Arbeitswesen arbeiten muss, um Stigmatisierung und Diskriminierung zu verhindern.
Ein Sieg für die LGBTQ+-Gemeinde
Die thailändische LGBTQ+-Community betrachtet die Verabschiedung des Gesetzes zur Ehegleichheit als Sieg nach mehr als zwei Jahrzehnten des Kampfes. Die Bangkok Post hat sich kürzlich mit einigen Gemeindemitgliedern getroffen, um ihre Meinung zu dem mit großer Spannung erwarteten Gesetz zu erfahren.
Die allgemeine Stimmung ist eine Mischung aus Freude, Erleichterung und dem Bewusstsein, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt. Mit diesem historischen Schritt hat Thailand nicht nur seine LGBTQ+-Gemeinde gestärkt, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft gemacht.
Die Verabschiedung des Gesetzes zur Ehegleichheit ist ein Zeichen dafür, dass Thailand bereit ist, sich zu verändern und mit der Zeit zu gehen, während es gleichzeitig die wirtschaftlichen Vorteile der Pink Economy nutzt. Insgesamt markiert die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Thailand einen Wendepunkt in der Geschichte des Landes und gibt Hoffnung auf eine Zukunft, in der Liebe und Gleichheit für alle anerkannt und gefeiert werden.