Bangkok — Thailand steht vor einer großen Herausforderung: die Gesellschaft altert, während die Probleme der jüngeren Generation ebenfalls dringend behandelt werden müssen. Die sinkenden Geburtenraten sind ein zentrales Thema, das sich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt.
In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich die Fruchtbarkeitsrate drastisch verringert.
Im Zeitraum von 1960 – 1965 lag die durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau noch bei 6, während diese Zahl im Jahr 2022 auf alarmierende 1 fiel. Diese Entwicklung führt nicht nur zu einem Rückgang der Bevölkerung, sondern beeinträchtigt auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes.
Fachleute, wie Somchai Chitsuchon vom Thailand Development Research Institute, warnen vor den weitreichenden Folgen dieser demografischen Veränderungen. Ein potentielles BIP-Wachstum von unter 2 % könnte die Folge sein, wenn die Gesellschaft keine Maßnahmen ergreift, um die Qualität und Produktivität zukünftiger Arbeitskräfte zu steigern.
Der Rückgang des jährlichen Wirtschaftswachstums von einst 5 – 7 % auf derzeit 3 – 4 % ist bereits spürbar und könnte sich weiter verschärfen.
Neben den sinkenden Geburtenraten erweisen sich auch Entwicklungsverzögerungen bei Kindern als besorgniserregend.
Eine Untersuchung der frühen Entwicklung von Kindern, durchgeführt vom thailändischen Gesundheitsministerium mit dem Denver II-Tool, zeigt, dass über 82 % der Kinder im Alter von 0 – 5 Jahren untersucht wurden. Dabei wiesen 22,5 % Anzeichen einer verzögerten Entwicklung auf, insbesondere in der Sprachfähigkeit.
Im Jahr 2023 hatten 60,9 % der Kinder Schwierigkeiten beim Sprachverständnis, 74,8 % zeigten Probleme beim Ausdruck ihrer Gedanken.
Die psychische Gesundheit ist ein weiteres dringendes Thema, das nicht ignoriert werden kann.
Laut dem Department of Mental Health leidet jedes 14. Kind im Alter von 5 bis 9 Jahren an Entwicklungsverzögerungen, die oft in Form von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und anderen kognitiven Schwierigkeiten auftreten. Die steigende Zahl von Kindern, die psychische Unterstützung suchen — 213 im Jahr 2023 und 164 innerhalb von nur neun Monaten in 2024 — macht deutlich, dass Handlungsbedarf besteht.
Zusätzlich sind die Auswirkungen des Schulstresses auf die psychische Gesundheit der Kinder erheblich.
Faktoren wie Leistungsdruck und gesellschaftliche Erwartungen setzen Kinder enorm unter Stress, was zu emotionalen und sozialen Problemen führen kann. Das Bildungsministerium erkennt diese Zusammenhänge und warnt vor den längerfristigen Folgen.
Eine andere besorgniserregende Tatsache ist die Abnahme der körperlichen Aktivität unter Kindern, ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung. Professor Piyawat Ketwongsa von der Mahidol University stellte in seiner Studie „Smart Play Schools“ fest, dass lediglich 20 % der Kinder in Thailand ausreichend Sport treiben.
Das bedeutet, dass 4 von 5 Kindern nicht genug Bewegung erhalten, was sich negativ auf ihre kognitive und soziale Entwicklung auswirken kann. Experten empfehlen, dass Kinder täglich mindestens 60 Minuten Sport treiben sollten, um gesund zu bleiben.
Die Kombination aus sinkenden Geburtenraten, Entwicklungsverzögerungen, psychischen Problemen und unzureichender Bewegung stellt Thailands Kinder vor ernsthafte Herausforderungen, die unmittelbare Aufmerksamkeit erfordern. Es ist entscheidend, dass die Gesellschaft zusammenarbeitet, um Lösungen zu finden und sicherzustellen, dass die Zukunft der Nation in den Händen gesunder und glücklicher Kinder liegt.