In einer historischen Rückkehr nach 17 Jahren hat der ehemalige Premierminister Thaksin Shinawatra auf der Veranstaltung „Vision für Thailand“ ein Konzept vorgestellt, das die thailändische Steuerlandschaft revolutionieren könnte: die negative Einkommensteuer (NIT).
Dieses innovative Modell zielt darauf ab, Menschen mit geringem oder gar keinem Einkommen finanziell zu unterstützen, um sie damit in das Steuersystem zu integrieren.
Thaksins Vorschlag ist nicht neu — zumindest in der Theorie
Bereits vor einem Jahrzehnt wurde die NIT vom Fiscal Policy Office (FPO) des Finanzministeriums ins Spiel gebracht, jedoch ohne konkrete Umsetzung. Das Konzept ist Teil einer breiteren Diskussion über notwendige Reformen im Sozial- und Steuersystem Thailands und gewinnt, insbesondere vor dem Hintergrund der bevorstehenden Wahlen, an Dringlichkeit.
Die negative Einkommensteuer funktioniert so, dass Personen mit Einkommen unter einer bestimmten Schwelle staatliche Unterstützungszahlungen erhalten. Dieses “Workfare”-Modell zielt darauf ab, Armut und soziale Ungleichheit zu bekämpfen, indem es die Bürger dazu ermutigt, aktiv am Arbeitsmarkt teilzunehmen.
Wenn das Einkommen steigt, wird die Unterstützung angepasst, sodass ein Anreiz zum Arbeiten besteht. Bei Erreichen der Mindesteinkommensgrenze wird die staatliche Unterstützung eingestellt.
Während Thaksins Vision potenziell tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Verbesserungen bringen könnte, gibt es mehrere Hürden bei der Implementierung. Die Überprüfung der Einkommensverhältnisse der Antragsteller könnte auf Widerstand bei der Bevölkerung stoßen.
Viele haben Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Befürchtung, durch Steuerpflichten belastet zu werden. Ebenso unverzichtbar ist die Entwicklung eines umfassenden Programms zur Erklärung und Förderung des NIT-Systems.
Politische Akzeptanz ist entscheidend, vor allem angesichts der weit verbreiteten Skepsis gegenüber Steuern in der Bevölkerung. Ohne die nötige Aufklärung und Unterstützung könnte das System auf taube Ohren stoßen.
Ein weiterer Aspekt ist die Notwendigkeit, Menschen ohne Einkommen, die möglicherweise keine Steuererklärung abgeben können, nicht zu vernachlässigen. Thaksins Konzept umfasst zwar Anreize zur Arbeitsaufnahme, stellt jedoch die Unterstützung für Arbeitslose in Frage.
Daher ist es erforderlich, zeitgleich Programme zur Berufsausbildung und Beschäftigungsförderung zu entwickeln. Mit dem wachsenden Druck auf die öffentlichen Finanzen Thailands durch verschiedene Sozialprogramme, wird die Diskussion über die Notwendigkeit einer Reform dringlicher.
Während traditionelle Programme wie die Gold Card-Politik und andere Sozialhilfen hohe Kosten verursachen, könnte die NIT eine langfristig tragfähige Lösung darstellen und gleichzeitig zur Verringerung der finanziellen Belastung des Staates beitragen.
In einer Zeit, in der politische Parteien versuchen, Wähler durch expandierende Sozialleistungen zu gewinnen, könnte die Einführung der negativen Einkommensteuer sowohl zur Armutsbekämpfung als auch zur finanziellen Stabilität Thailands beitragen.
Die nächsten Schritte sind entscheidend: Wird Thaksins Vorschlag mehr als nur ein Wahlversprechen sein? Nur die Zeit wird zeigen, ob Thailand bereit ist für diesen Paradigmenwechsel in der Steuerpolitik.