Cannabis erneut als Betäubungsmittel in Thailand steht am Scheideweg: Wird Cannabis erneut kriminalisiert oder bleibt es legal? Diese Frage beschäftigt derzeit nicht nur Politiker und Mediziner, sondern auch die breite Öffentlichkeit.
Besonders im Fokus steht Anutin Charnvirakul, der Gesundheitsminister und führende Kopf hinter der Legalisierung von Cannabis in Thailand.
Cannabis erneut als Betäubungsmittel in Thailand?
In den letzten Jahren hat Thailand weltweit Schlagzeilen gemacht, als es als erstes asiatisches Land Cannabis für medizinische Zwecke legalisierte.
Doch nun könnte sich das Blatt wieder wenden.
Die aktuelle politische Diskussion dreht sich darum, ob Marihuana, das lokal als Ganja bekannt ist, erneut als Betäubungsmittel eingestuft werden sollte.
Marihuana-Kriminalisierung in Thailand: Eine historische Rückkehr?
Vor hundert Jahren war Cannabis in Thailand völlig legal und wurde in verschiedenen Bereichen verwendet, sei es als Nahrungsmittel, in der Medizin oder zur Herstellung von Hanffasern. Heute ist es ebenfalls legal, aber das könnte sich bald ändern.
In jüngster Zeit gibt es Anzeichen dafür, dass Cannabis wieder als Betäubungsmittel eingestuft werden könnte, wie dies im größten Teil des letzten Jahrhunderts der Fall war.
Thailands Cannabis-Geschichte: Vom Heilmittel zur Droge
Die Nutzung von Cannabis hat in Thailand eine lange Tradition. Historisch gesehen gelangte Cannabis vermutlich aus Indien nach Thailand und wurde dort in religiösen Zeremonien und der traditionellen Medizin verwendet.
Über Jahrhunderte hinweg nutzten Thailänder Ganja zur Beruhigung müder Muskeln und zur Schmerzlinderung. Doch Bedenken hinsichtlich der berauschenden Wirkung führten 1934 zum Verbot des Besitzes, Verkaufs und Konsums von Cannabis.
Von der Tradition zur Kriminalität: Cannabis in Thailand
Die Haltung Thailands gegenüber Cannabis wurde mit der Zeit strenger, insbesondere nach der Unterzeichnung von drei Konventionen der Vereinten Nationen: dem Einheits-Übereinkommen über Suchtstoffe von 1961, dem Übereinkommen über psychotrope Stoffe von 1971 und dem Übereinkommen gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtstoffen und psychotropen Stoffen von 1988.
1975 erließ Thailand ein Gesetz zu psychotropen Substanzen, zu dem auch Cannabis gehörte. 1982 wurde diese Haltung mit dem Betäubungsmittelgesetz bekräftigt, das Gefängnis- und Geldstrafen für Personen vorsah, die beim Konsum, Besitz oder Handel mit Cannabis erwischt wurden.
Anutin Charnvirakul und die Cannabis-Legalisierung
Anutin Charnvirakul, Vorsitzender der Bhumjaithai-Partei und Gesundheitsminister, spielte eine zentrale Rolle bei der Legalisierung von Cannabis in Thailand. Unter seiner Führung wurde Cannabis für medizinische Zwecke noch vor Ende 2019 legalisiert.
Die COVID-19-Pandemie verzögerte das Marihuana- und Hanfgesetz, aber Cannabis wurde am 9. Dezember 2021 schließlich entkriminalisiert.
Anutin strich auch Ganja von der Liste der Betäubungsmittel und machte es damit vollständig legal.
Cannabis-Entkriminalisierung 2022: Thailands Wandel
Als Thailand im Juni 2022 Marihuana entkriminalisierte, wurden 4.075 wegen Cannabisdelikten verurteilte Häftlinge freigelassen. Der Cannabismarkt boomte, im ganzen Land wurden Geschäfte und Apotheken eröffnet, und das Kraut wurde für alle möglichen Produkte verwendet, von Lebensmitteln bis hin zu Kosmetika.
Decha Siriphat und der Kampf um medizinisches Cannabis
Eine Schlüsselfigur in der Bewegung für die Legalisierung von Cannabis war Decha Siriphat, Direktor der Khao Kwan Foundation für nachhaltige Landwirtschaft. Decha erforschte die Vorteile von Cannabis, nachdem er miterlebt hatte, wie seine Mutter an Krebs litt.
Er bekam Ärger, weil er Krebspatienten in der Palliativpflege Cannabisöl verabreichte. Die Hoffnung wuchs, dass Decha dem Gefängnis entgehen würde, nachdem die Bhumjaithai-Partei die Legalisierung von Marihuana zu einem zentralen Wahlkampfthema gemacht hatte.
Zurück zur Betäubungsmittelliste?
Der unregulierte Konsum von Marihuana zu Freizeitzwecken gab jedoch Anlass zur Sorge. Mehrere medizinische Gruppen warnten vor einem steigenden Cannabiskonsum und ‑missbrauch.
Als Reaktion darauf verbot das Gesundheitsministerium das Rauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit und beschränkte den Verkauf von Cannabisblüten, dem psychoaktiven Bestandteil der Pflanze.
Die Zukunft von Cannabis in Thailand: Medizinische Nutzung im Fokus
Die regierende Pheu-Thai-Partei ist seit langem gegen die Legalisierung von Marihuana. Im Mai wies Premierminister Srettha Thavisin das Gesundheitsministerium an, Marihuana als Betäubungsmittel einzustufen und seinen Gebrauch auf medizinische Zwecke zu beschränken.
Am 5. Juli beschloss das Nationale Drogenkomitee, Marihuana als Rauschmittel neu einzustufen.
Das Nationale Drogenkontrollgremium wird sich bald treffen, um dieses Thema zu diskutieren. Wenn der Rat zustimmt, wird Cannabis wieder illegal.
Anutin, inzwischen stellvertretender Premierminister und Innenminister, versucht dies jedoch zu verhindern.
Fazit: Bleibt der Status von Cannabis in Thailand ungewiss
Während die Diskussionen und Entscheidungen auf höchster Ebene weitergehen, bleibt der Status von Cannabis in Thailand ungewiss. Wird es eine Rückkehr zur Kriminalisierung geben oder bleibt das Land auf dem Weg der Legalisierung? Die nächsten Monate werden entscheidend sein für die Zukunft von Cannabis in Thailand.
Anutin Charnvirakul supports the legalisation of Cannabis in Thailand. (FILE PHOTO)