Die verheerenden Überschwemmungen in Thailand haben in diesem Jahr bereits über 50 Menschenleben im Norden und mehr als 25 im Süden gefordert. Laut Pianporn „Pai“ Deetes, Südostasien-Programmdirektorin von International Rivers, sind menschliche Aktivitäten die Hauptursache für diese Katastrophe.
Abholzung, Staudammbau und das Überbauen von Flussläufen stellen schwerwiegende Bedrohungen für die Umwelt dar. Die unkontrollierte Abholzung, insbesondere für den Maisanbau als Viehfutter, führt nicht nur zu extremen
Überschwemmungen, sondern verschärft auch die saisonale PM2,5‑Staubbelastung in Nordthailand. „Die Menschen leiden unter einem Zustand von ‚halb Flut, halb Dunst‘“, beschreibt Pianporn die ernste Lage.
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Zusätzlich wird das Problem durch illegalen Bergbau im benachbarten Shan-Staat von Myanmar verstärkt. Analysen zeigen, dass ein Anstieg der Goldminenaktivitäten nach dem politischen Putsch in Myanmar vor drei Jahren die Situation verschärft hat.
„Die mangelnde Berichterstattung in Myanmar ermöglicht das unentdeckte Voranschreiten dieser Industrie“, erklärt Pianporn und bezieht sich auf die Folgen für die Landgemeinden in der Umgebung des Mae Sai-Flusses.
In Mae Sai, sowohl in Chiang Rai als auch in Tachileik, Myanmar, haben die Sedimente, die durch Abholzung und Bergbau entstehen, die Gemeinden überflutet und die Hochwasserschäden verstärkt.
Unermüdlich arbeiten die Einheimischen daran, ihre Wohnungen von Schlamm zu befreien, während die Wiederaufbauarbeiten in vollem Gange sind. Besonders besorgniserregend sind die Staudammprojekte am Mekong.
Jüngste Regenfälle im südlichen Yunnan, China, haben dazu geführt, dass Staudämme Wasser abließen, was die Hochwasserlage in Nordthailand weiter kompliziert. „Die Überschwemmungen stehen in direktem Zusammenhang mit menschlichem Eingreifen in das natürliche Wassermanagement“, so Pianporn.
Sie fordert daher eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Regierungen, darunter auch China, um die Wasserressourcen effektiver zu managen. Ein weiteres Problem ist die Überbauung der Flussufer.
Historische Flussläufe in Chiang Rai sind heute besiedelt, was zu ernsthaften Überschwemmungsrisiken führt. Pianporn spricht sich gegen Hochwasserschutzmauern aus und warnt vor ihrer potenziellen Unwirksamkeit.
Stattdessen plädiert sie für naturbasierte Lösungen, wie das Konzept „Schwammstadt“, das urbane Räume mit natürlichen Wasserspeichern verbindet. Dies könnte in gefährdeten Gebieten von entscheidender Bedeutung sein.
Die Umsiedlung von Gemeinden könnte notwendig werden, muss jedoch gerecht und inklusiv gemanagt werden, um die Bedürfnisse der Betroffenen zu erfüllen. „Wir müssen mit der Natur zusammenarbeiten und alle relevanten Stakeholder, einschließlich Experten, Landwirte und Stadtbewohner, in den Dialog einbeziehen“, betont Pianporn.
Die Suche nach nachhaltigen Lösungen erfordert gemeinsame Maßnahmen und umfassende Gespräche zwischen diesen Akteuren, um die Herausforderungen der Überschwemmungen in Thailand nachhaltig zu bewältigen.