Bangkok — Premierministerin Paetongtarn Shinawatra hat im Zuge des „Amazing Thailand 2025“-Jahres eine bedeutende Neuerung für Reisende angekündigt: Eine gemeinsame Visapolitik nach dem Vorbild des Schengen-Raums für sechs ASEAN-Staaten. Ziel ist es, den Tourismus in der Region durch eine einheitliche Visalösung zu beleben, die es Touristen ermöglicht, ohne zusätzliche bürokratische Hürden von einem Land in das andere zu reisen.
Das „sechs Länder, ein Ziel“-Visum umfasst Thailand, Malaysia, Brunei, Vietnam, Laos und Kambodscha.
Ein erster Schritt zur Verwirklichung dieses Konzepts ist die Zusammenarbeit zwischen Thailand und Vietnam, die sich darauf verständigt haben, das Programm zu testen. Auf einem ASEAN-Gipfel in Laos wurde die Notwendigkeit eines solchen Visums hervorgehoben, um den Tourismus in der Region zu stärken.
Kambodscha hat das Konzept noch nicht vollständig akzeptiert, erwägt jedoch den Vorschlag, während Malaysia bereits enge Kooperationen mit Thailand unterhält. Brunei zeigt sich aufgrund seiner fortschrittlichen digitalen Einwanderungssysteme zurückhaltend.
Aktuell sind die Einreisebestimmungen in der Region sehr unterschiedlich: Singapur gewährt visumfreie Einreise für Bürger aus 162 Ländern, während Vietnam weniger als 40 Ländern einen solchen Status bietet. Thailand erlaubt Bürgern aus 93 Ländern eine visumfreie Einreise für bis zu 60 Tage.
Der ASEAN-Verband unterscheidet sich von der Europäischen Union durch seine Entscheidungsfindung auf Basis von Konsens, während die EU über unabhängige exekutive und juristische Institutionen verfügt. Dennoch hat ASEAN Schritte zur Verbesserung des Informationsaustauschs, beispielsweise durch die 2007 eingeführte Terrorismusbekämpfungskonvention, unternommen.
Ein regionales Visumabkommen könnte über den Tourismus hinaus auch wirtschaftliche Vorteile bringen.
Westliche Unternehmen könnten so unabhängiger von chinesischen Herstellern agieren und die industrielle Entwicklung in Vietnam und Thailand vorantreiben. Allerdings sind noch einige Hindernisse zu überwinden, besonders hinsichtlich der rechtlichen Klarheit darüber, was Touristen mit einem derartigen Visum rechtlich erlaubt wäre.
Derzeit liegt der Fokus von Thailand und seinen Nachbarländern auf der Förderung des internationalen Tourismus, der einen erheblichen Anteil ihrer Wirtschaftsleistung ausmacht. Laut Cao Tri Dung, Vorsitzender der Da Nang Tourism Association, würde die Erweiterung des Tourismusmarktes in ASEAN den Wettbewerb zwischen den Ländern verschärfen.
Dennoch steht das Konzept eines pan-ASEAN-Visums in greifbarer Nähe, auch wenn es aufgrund seiner Komplexität und der erforderlichen Übereinkommen noch Zeit benötigen wird, um vollständig umgesetzt zu werden.