Das seit langem in Online-Foren beklagte offene Geheimnis der Polizeikorruption ist mit dem Fall des suspendierten stellvertretenden nationalen Polizeichefs Pol Gen Surachate Hakparn erneut ins Rampenlicht gerückt. Surachate, dem Bestechung und Geldwäsche im Zusammenhang mit illegalen Online-Glücksspielringen vorgeworfen wird, ist nur einer von vielen Polizisten, die angeblich in das Verbrechen verwickelt sind. Diese Nachricht ist für viele nicht schockierend, vor allem nicht für die im Ausland lebende thailändische Bevölkerung, die die Korruption der thailändischen Polizei seit langem aus erster Hand miterlebt hat.
Für Thailands Auswanderer bedeutet die Bewältigung des täglichen Lebens oft, sich mit einem Spießrutenlauf der Korruption auseinanderzusetzen. Vom banalen Akt der Erneuerung eines Visums bis hin zum notwendigen Übel des Umgangs mit der Polizei nach einem Verkehrsunfall können sich Begegnungen mit thailändischen Behörden unerklärlicherweise in eine Flut von Forderungen nach “Teegeld” verwandeln.
Dabei geht es nicht nur darum, die Handflächen zu schmieren, um die immerwährende Bürokratie zu glätten; es ist ein institutionelles Unbehagen, das Ausländer als wandelnde Geldautomaten betrachtet, die reif für die Ausbeutung sind.
Die Geschichten sind so alltäglich wie frustrierend. Nehmen wir zum Beispiel die routinemäßige Verkehrskontrolle, bei der man die Qual der Wahl hat: entweder sofort bezahlen oder sich einer Endlosschleife bürokratischer Albträume stellen. Oder denken Sie an das Verfahren zur Erlangung einer Arbeitserlaubnis, das scheinbar einfach ist, aber oft mit unerklärlichen Verzögerungen verbunden ist, die sich mit dem richtigen Geldbetrag wie von Zauberhand auflösen lassen. Und dann gibt es da noch die ungeheuerlichere Seite dieser Korruption: Razzien in Unternehmen, die Ausländern gehören, unter dem Vorwand, Genehmigungen zu prüfen, die aber oft in kaum verhüllten Drohungen enden, die nur durch saftige Geldzahlungen zum Schweigen gebracht werden können.
In diesem Zusammenhang ist der Fall Surachate nicht nur von Bedeutung, er hallt auch nach. Es handelt sich um einen hochrangigen Polizeibeamten, der auf dem besten Weg ist, in die Spitze der Königlich Thailändischen Polizei aufzusteigen, und der dennoch in Anschuldigungen verwickelt ist, die ein klares Bild der Fäulnis innerhalb des Systems zeichnen. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe sollten nicht als Einzelfall betrachtet werden, sondern als symptomatisch für eine weit verbreitete Kultur der Straflosigkeit, von der alle betroffen sind, thailändische Bürger und Ausländer gleichermaßen.
Generalpolizeichef Surachate hat in seinem Bestreben, seinen Namen reinzuwaschen, nicht nur Licht auf seine eigenen Missstände geworfen, sondern unbeabsichtigt die systemische Korruption hervorgehoben, über die viele Ausländer sprechen. Seine juristischen Verwicklungen, die Anschuldigungen gegen andere Polizeibeamte und sogar den Premierminister beinhalten, deuten auf ein Labyrinth von Machtspielen und Hintertürchen hin, das sinnbildlich für die Herausforderungen ist, mit denen jeder konfrontiert ist, der in Thailand Gerechtigkeit sucht.
Dieses Szenario zwingt zur Konfrontation mit einer harten Wahrheit: In den Augen vieler Ausländer (und vieler Thais) ist die thailändische Polizei nicht die Hüterin von Ruhe und Ordnung, sondern die Vertreterin der finanziellen Erpressung. Diese Wahrnehmung schadet nicht nur dem Ruf der Polizei, sondern auch Thailand als Ganzem. Sie untergräbt das Image des Landes als sicheres und gastfreundliches Reiseziel für internationale Touristen und Auswanderer. Es schreckt potenzielle Geschäftsinvestitionen ab und erschwert die diplomatischen Beziehungen Thailands.
Was wir jetzt brauchen, ist nicht nur eine interne Polizeireform, sondern eine vollständige Überarbeitung der Art und Weise, wie die Strafverfolgung gegenüber Ausländern durchgeführt wird. Dazu gehören transparente Verfahren, strenge Kontrollen und vor allem harte Strafen für Beamte, die ihre Macht ausnutzen. Die thailändische Regierung muss erkennen, dass der Schutz der internationalen Gemeinschaft eine wesentliche Voraussetzung für die Aufrechterhaltung des Ansehens des Landes in der Welt ist.