Bangkok — In Thailand wächst eine gefährliche Entwicklung: Immer mehr selbsternannte “Gerechtigkeits-Krieger” übernehmen die Rolle des Staates — weil das Justizsystem versagt. Einer der bekanntesten ist Gunnathat Pongpaiboonwet, besser bekannt als “Gun Jompalang” (Gun die Superkraft). Der Aktivist machte Schlagzeilen, als er sich für ein älteres Ehepaar einsetzte, das Opfer eines Straßenverkehrs-Dramas mit dem Sohn einer einflussreichen Politikerfamilie wurde.
Doch Experten warnen: Diese Heldenverehrung lenkt von den eigentlichen Problemen ab — einem maroden Rechtssystem, das Schwache nicht schützt.
“Das Volk sucht Retter — weil der Staat versagt”
Jaded Chouwilai, Direktor der Women and Men Progressive Movement Foundation (WMP), erklärt:
“Wenn Menschen sich vom Staat im Stich gelassen fühlen, suchen sie Hilfe bei Social-Media-Aktivisten.”
Die Folgen sind fatal:
🔴 Mob-Justiz — Verdächtige werden ohne Beweise verurteilt
🔴 Medien-Hype — statt Reformen gibt es nur Spektakel
🔴 Falsche Vorbilder — manche “Helden” entpuppen sich als Betrüger
Ein Beispiel? Anwalt Sittra Biabungkerd, der sich als Kämpfer für Gerechtigkeit inszenierte — bis er 2024 wegen Betrugs und Geldwäsche verhaftet wurde.
Warum Thailand keine Helden braucht — sondern ein funktionierendes System
Munyat Akarachantachote, Kommunikationsexpertin der Chulalongkorn-Universität, warnt:
“Diese Aktivisten mögen gut gemeint handeln — aber sie haben nicht immer alle Fakten.”
Das größte Problem: Thailands Justiz wurde durch jahrzehntelange Putschs geschwächt. Statt einer unabhängigen Rechtsstaatlichkeit regiert oft Machtmissbrauch.
Jaded Chouwilai fordert:
✅ Stärkere Bürgerbeteiligung — statt Abhängigkeit von Einzelkämpfern
✅ Medien müssen Systemfehler aufdecken — nicht nur Helden feiern
✅ Behörden müssen transparenter arbeiten — sonst wächst das Misstrauen
Licht und Schatten: Haben die “Gerechtigkeits-Krieger” auch Vorteile?
Trotz aller Kritik: Manchmal bringen sie Erfolge. Gun Jompalang half dem alten Ehepaar — ohne ihn wäre ihr Fall ignoriert worden.
Munyat sieht auch Positives:
📢 Behörden arbeiten vorsichtiger, weil sie beobachtet werden
📢 Opfer trauen sich eher, ihre Stimme zu erheben
📢 Social Media gibt Macht zurück an das Volk
Doch die Lösung kann nur sein: Ein Staat, der seine Pflicht erfüllt — ohne dass Bürger auf Retter hoffen müssen.
Thailand steht am Scheideweg
Die “Gerechtigkeits-Krieger” sind ein Symptom eines kaputten Systems — keine Lösung. Die Regierung muss endlich Reformen vorantreiben, sonst wächst der Glaube, dass nur Aggression und Selbstjustiz Erfolg bringen.
Die Frage ist: Wacht Thailand auf — oder driftet es weiter in die Anarchie?