Die tragische Geschichte von Thitisan „Joe Ferrari“ Utthanaphon hat ein düsteres Ende genommen. Der ehemalige Polizeioffizier wurde letzten Freitag tot in seiner Zelle im berüchtigten Klong-Prem-Gefängnis in Bangkok aufgefunden. Die Behörden sprechen von Suizid, doch seine Familie zweifelt an dieser Darstellung und fordert eine umfassende Untersuchung.
Ein Bericht von Kilian Borchert
Thitisan, einst ein gefeierter Polizeioffizier, stieg schnell durch die Ränge auf und wurde mit nur 41 Jahren zum Oberst befördert. Sein Erfolg im Dienst spiegelte sich in einem luxuriösen Lebensstil wider — eine Sammlung von Supersportwagen brachte ihm den Spitznamen „Joe Ferrari“ ein. Doch sein Reichtum weckte Verdacht auf Korruption, was schließlich zur Beschlagnahmung von Vermögenswerten führte.
2021 stürzte Thitisan endgültig von der Karriereleiter: Er wurde wegen Folter und Totschlags an einem Verdächtigen zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Fall sorgte landesweit für Entsetzen, als bekannt wurde, dass der Verdächtige während eines Verhörs mit einer Plastiktüte erstickt worden war.
Doch auch hinter Gittern blieb Thitisan in den Schlagzeilen. Berichte über Unruhen im Gefängnis und Vorwürfe von Misshandlungen durch Mitgefangene und Wärter überschatteten seine Haftzeit. Seine Familie behauptet, er sei gezielt schikaniert worden, nachdem es zu einem Konflikt mit einem Mithäftling gekommen war.
Am 8. Januar reichte Thitisan eine Beschwerde ein, in der er angab, angegriffen und bedroht worden zu sein. Medizinische Berichte bestätigten Verletzungen, doch die Ermittlungen der Polizei verliefen im Sande. Seine Gesundheit verschlechterte sich zusehends, woraufhin seine Mutter verzweifelt um Hilfe bat — doch es war zu spät.
In der Nacht seines Todes behaupten Gefängnisbeamte, Thitisan habe sich mit einem Handtuch das Leben genommen. Seine Familie zweifelt jedoch an dieser Version und fordert eine zweite Obduktion. „Wir glauben nicht, dass er sich selbst getötet hat“, so ein Angehöriger gegenüber thailändischen Medien.
Die Nachricht von Thitisans Tod löste in den sozialen Medien gemischte Reaktionen aus. Während einige seinen Tod als „karmische Gerechtigkeit“ für seine brutalen Verbrechen sehen, fordern andere eine unabhängige Untersuchung. „Auch Sträflinge haben Menschenrechte“, kommentierte ein Nutzer.
Thitisans Leben war geprägt von Extremen: Der gebürtige Bangkokier absolvierte die renommierte Armed Forces Academies Preparatory School und stieg schnell in der Polizeihierarchie auf. Seine Erfolge im Kampf gegen das Verbrechen brachten ihm hohe Prämien und Anerkennung ein. Gleichzeitig sorgte sein ausschweifender Lebensstil und seine Beziehungen zu Frauen aus der Unterhaltungsbranche für Schlagzeilen.
Doch sein Fall wirft auch größere Fragen auf: Wie konnte ein Mann, der einst das Gesetz verkörperte, so tief fallen? Und was sagt sein Schicksal über das thailändische Justizsystem aus?
Thitisans Familie weigert sich, den Leichnam einzuäschern, und hofft auf Antworten. Die Geschichte von „Joe Ferrari“ bleibt ungelöst — ein Drama, das Thailand spaltet und zum Nachdenken anregt.