Pattaya, Thailand — Inmitten wachsender Bedenken über die strengen Beschränkungen für Alkoholwerbung in Thailand hat die Thai Alcohol Beverage Business Association (Tabba) gemeinsam mit der Craft Beer Association die Regierung dazu aufgerufen, das bestehende Alkoholkontrollgesetz zu reformieren.
Diese Forderung zielt darauf ab, die als „übermäßig streng“ empfundene Regulierung zu lockern und gleichzeitig den Schutz Minderjähriger zu gewährleisten. Am vergangenen Freitag fand in Pattaya ein entscheidendes Seminar unter dem Titel „32 zivilisiert, Schluss mit dem totalen Verbot: Reform der Alkoholkontrollgesetze für eine bessere Gesellschaft“ statt.
Die Veranstaltung brachte führende Vertreter der Alkoholindustrie, Wissenschaftler und andere Interessengruppen zusammen, um über die Notwendigkeit einer Modernisierung des Alkoholwerberechts zu diskutieren.
Strenge Regelungen treffen auf Widerstand
Das thailändische Alkoholkontrollgesetz, insbesondere Abschnitt 32, verbietet jegliche Form der Werbung für alkoholische Getränke, die den Konsum fördert oder Vorteile verspricht.
Dieses Verbot erstreckt sich sogar auf die Darstellung der Produkte selbst oder ihrer Verpackungen, was die Branche als erhebliches Hindernis für die Geschäftsentwicklung betrachtet.
„Die derzeitigen Gesetze sind so weit gefasst, dass sie sogar harmlose Abbildungen von Alkoholprodukten in Nachrichtenberichten unter Strafe stellen“, erklärte Khemika Rattanakun, Vorsitzende von Tabba. „Dies schafft nicht nur rechtliche Unsicherheiten, sondern behindert auch kleine Unternehmen, die sich in einem ohnehin schwierigen Markt behaupten müssen.“
Forderung nach praxisnahen Regelungen
Im Rahmen des Seminars betonten die Teilnehmer die Dringlichkeit, die bestehenden Werbebeschränkungen zu überarbeiten und dabei eine Balance zwischen kommerziellen Interessen und öffentlichem Gesundheitsschutz zu finden.
Khemika Rattanakun wies darauf hin, dass soziale Verantwortung und der Schutz von Minderjährigen zentrale Elemente der vorgeschlagenen Reformen seien. Studien haben gezeigt, dass der Alkoholkonsum unter Minderjährigen in Thailand nach wie vor ein ernstes Problem darstellt, das einer gezielten Prävention bedarf.
Ein Vorschlag, der breite Unterstützung fand, war die Einführung klarer Grenzen für Alkoholwerbung anstelle des derzeitigen Totalverbots. Dies würde es der Industrie ermöglichen, verantwortungsbewusste Werbung zu schalten, ohne die Gesundheit der Gesellschaft zu gefährden.
Strengere Strafen für den Verkauf an Minderjährige
Parallel zur Diskussion über die Lockerung der Werbebeschränkungen wurde auch die Notwendigkeit strengerer Strafen für den Verkauf von Alkohol an Minderjährige hervorgehoben.
Derzeit drohen bei Verstößen ein Jahr Gefängnis und/oder eine Geldstrafe von bis zu 20.000 Baht. Khemika Rattanakun und andere Teilnehmer forderten, diese Strafen zu verschärfen, um einen wirksameren Schutz für junge Menschen zu gewährleisten.
Charoen Charoenchai, ein Experte für Lebensmittel- und Getränketechnologie, unterstützte diesen Vorschlag und wies darauf hin, dass die Strafen für Verstöße gegen die Werbevorschriften ebenfalls überprüft werden sollten. „Es ist unangemessen, dass selbst die Weitergabe wissenschaftlicher Informationen über Alkohol rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann“, so Charoen.
Auswirkungen auf Kleinunternehmer und die lokale Wirtschaft
Ein weiterer zentraler Punkt der Debatte war die Frage, wie die bestehenden Gesetze kleinen und mittelständischen Unternehmen schaden. Prapavee Hematat, Generalsekretär des Verbands, betonte, dass die strengen Werbebeschränkungen Monopole fördern und lokale Produzenten benachteiligen.
Die Unklarheiten im Gesetz und die willkürliche Auslegung durch die Behörden schaffen unnötige Hürden für kleine Unternehmer und entziehen den Verbrauchern das Recht auf Information, erklärte er.
Prapavee fügte hinzu, dass eine Reform des Alkoholkontrollgesetzes notwendig sei, um die Wettbewerbsfähigkeit thailändischer Unternehmen zu stärken und gleichzeitig den Schutz der Öffentlichkeit zu gewährleisten.
Zukunftsaussichten: Reformen am Horizont?
Die thailändische Regierung hat bereits im März dieses Jahres einen Entwurf für ein neues Alkoholkontrollgesetz geprüft, der noch strengere Werbebeschränkungen vorsieht.
Dennoch bleibt abzuwarten, wie die Forderungen der Industrie und der Wissenschaft in den endgültigen Gesetzestext einfließen werden. Die Debatte um die Reform des Alkoholkontrollgesetzes ist in vollem Gange, und es ist klar, dass alle Beteiligten ein starkes Interesse daran haben, eine Lösung zu finden, die sowohl den Schutz der Jugend als auch die wirtschaftliche Freiheit gewährleistet.
Während die Regierung die nächsten Schritte prüft, bleibt die Frage bestehen, wie Thailand ein Gleichgewicht zwischen öffentlichem Gesundheitsschutz und den Bedürfnissen einer modernen Wirtschaft schaffen kann.