Bangkok — In Thailand nimmt die Diskussion um Steuerreformen an Fahrt auf, nachdem Finanzminister Pichai Chunhavajira eine Reihe von Initiativen vorgestellt hat, um die steigenden öffentlichen Ausgaben zu finanzieren. In seiner Erklärung betonte Herr Pichai, dass die Regierung sich an Beispielen aus vielen Ländern orientieren sollte, die ihre Steuersysteme reformiert haben, um persönliche und Unternehmenssteuern zu senken und gleichzeitig die Verbrauchssteuern, wie die Mehrwertsteuer (MwSt.), zu erhöhen.
Seit mehr als einem Jahrzehnt versucht das Fiscal Policy Office (FPO), Steuerreformen voranzutreiben, aber politische Hindernisse haben die Fortschritte behindert. Die Corona-Pandemie und die anschließende globale wirtschaftliche Abkühlung führen dazu, dass die öffentliche Verschuldung Thailands seit 2020 drastisch gestiegen ist.
Im September 2019 betrug die öffentliche Schuldenquote 41,1 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), ein Wert, der während der Pandemie stark anstieg und die Regierung dazu veranlasste, die Schuldenobergrenze von 60 % auf 70 % anzuheben. Aktuelle Daten zeigen, dass die öffentliche Verschuldung im Oktober 2024 bei alarmierenden 64 % lag, was zu Druck auf die Staatsfinanzen und einem Rückgang des finanziellen Spielraums führte.
Trotz dieser Herausforderungen blieb das staatliche Einnahmenwachstum im Verhältnis zum BIP über das vergangene Jahrzehnt relativ stagnierend. In den letzten 10 Jahren erreichte die Staatsquote 2016 mit 16,4 % ihren Höchststand, während sie 2022 mit 14,6 % den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre verzeichnete.
Die Finanzierungsstruktur des thailändischen Staates sieht vor, dass Ausgaben, die für die Regierung schwer zu kürzen sind, wie Gehälter und Leistungen für Beamte sowie Sozialleistungen, kontinuierlich steigen. Diese Posten machten im Haushaltsjahr 2023 beeindruckende 67,2 % des gesamten Ausgabenbudgets aus, ein Anstieg im Vergleich zu 65,8 % im vorherigen Jahr.
Um die notwendigen Einnahmen zu generieren, hält das FPO die vorgeschlagenen Reformen für unerlässlich.
Studien in Organisationen für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belegen, dass hohe persönliche Einkommensteuersätze und Unternehmenssteuersätze oft dazu führen können, dass Menschen dem Arbeitsmarkt fernbleiben und auf staatliche Sozialleistungen zurückgreifen.
Dies ist besonders in skandinavischen Ländern zu beobachten.
Die thailändische Regierung hingegen kann ein ähnliches Wohlfahrtsmodell wie die skandinavischen Länder nicht übernehmen, da es an den dafür benötigten Einnahmen fehlt. Stattdessen wird eine Strategie verfolgt, die darauf abzielt, das Einkommen zu fördern und gleichzeitig die persönlichen Einkommensteuersätze zu senken, um mehr Menschen zur Erwerbstätigkeit zu motivieren.
Eine Steuererhöhung von 1 % auf die Mehrwertsteuer könnte geschätzte 70 bis 80 Milliarden Baht an zusätzlichem Staatseinkommen generieren. Obwohl viele lebenswichtige Güter von der MwSt. ausgenommen sind, könnte eine Erhöhung der Steuer vor allem einkommensschwächere Gruppen negativ treffen.
Herr Pichai hebt hervor, dass die geplanten Maßnahmen zur Unterstützung dieser Segmente der Gesellschaft unbedingt in Betracht gezogen werden sollten. In diesem Kontext hat Danucha Pichayanan, der Generalsekretär des National Economic and Social Development Council, betont, dass zusätzliche Einnahmen aus einer MwSt.-Erhöhung in die Betreuung der älter werdenden Bevölkerung investiert werden sollten.
Thailand erreichte 2024 den Status einer „vollständigen Altersgesellschaft“, in der 20 % der Bevölkerung 60 Jahre oder älter sind. Die Idee einer Erhöhung der MwSt. sollte daher mit einem klaren Fokus auf die Bedürfnisse dieser wachsenden Altersgruppe in den Planungsgesprächen der Regierung berücksichtigt werden.