Endlich war der Tag gekommen als Noi und Michael ihre Koffer packten, da er in Thailand eine Anstellung für eine europäische Firma bekam.
Zehn Jahre waren vergangen, seit sie sich in einem kleinen bayerischen Dorf kennengelernt hatten. Die Liebe zwischen der thailändischen Schönheit und dem bodenständigen deutschen Ingenieur war authentisch und tiefgehend – oder so dachte zumindest Michael.
Noi hatte den Wunsch geäußert, nach all den Jahren in Deutschland mit Michael nach Thailand zurückzukehren.
Michael, der seine Frau über alles liebte, stimmte begeistert zu.
Sie kauften ein großes Stück Land in Nois Heimatstadt in der Nähe von Ubon Ratchatani, bauten ein wunderschönes Haus und erstanden ein neues Auto.
Es schien, als ob ihr Leben in Thailand ein wahr gewordener Traum für beide wäre.
Die ersten Monate waren voller Abenteuer. Michael lernte die lokale Kultur kennen, genoss das Essen und lernte sogar ein wenig Thai.
Doch mehr und mehr fühlte er sich ausgeschlossen.
Noi hatte plötzlich viele „alte Freunde“, die sie regelmäßig besuchten.
Insbesondere einer dieser Freunde, ein gutaussehender junger Mann namens Somchai, wurde ein häufiger Gast.
Michael begann, sich unwohl zu fühlen. Seine Versuche, mit Noi darüber zu sprechen, wurden abgewehrt oder ignoriert.
Eines Abends kehrte Michael früh von einem Geschäftstreffen zurück und fand die Haustür verschlossen.
Er klopfte, aber niemand öffnete. Durch das Fenster sah er Noi und Somchai zusammen lachen, viel zu vertraut für seinen Geschmack.
Als sie ihn sahen, erstarrte Nois Gesichtsausdruck. Sie öffnete die Tür und bat ihn kalt und emotionslos zu gehen.
Michael verstand die Welt nicht mehr. „Was ist los?“, fragte er verzweifelt. Ohne eine klare Antwort wurde er aus seinem Haus geworfen.
In den nächsten Tagen bestätigte sich sein schlimmster Verdacht: Noi und Somchai hatten eine Affäre.
Schlimmer noch, Noi hatte klammheimlich dafür gesorgt, dass all das Eigentum auf ihren Namen übertragen wurde.
Michael hatte keinen rechtlichen Anspruch mehr auf das Haus, das Land oder das Auto.
Er war am Boden zerstört und wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Das einst liebevolle Gesicht seiner Frau war jetzt eine Maske der Gleichgültigkeit und Kälte.
Mit einem gebrochenen Herzen und ohne Geld kehrte Michael nach Deutschland zurück, zum Glück hatte er noch seine Anstellung bei der Firma und bat darum, wieder den alten Posten in Deutschland zu besetzen.
Die Rückkehr nach München war ernüchternd und schmerzhaft. Seine Freunde und Familie unterstützten ihn, aber die seelische Wunde war tief. Er versuchte zu verstehen, wo er falsch abgebogen war, doch die Antwort schien ihm immer zu entgleiten. Die Liebe, die er geglaubt hatte, seine Zukunft zu sichern, hatte ihn letztendlich alles gekostet.
Mit der Zeit lernte Michael jedoch, sein Leben neu aufzubauen.
Die Erfahrung hatte ihn stärker gemacht, auch wenn es eine Lektion war, die er niemals hatte lernen wollen.
Das Leben ging weiter, und Michael fand schließlich Frieden in dem Wissen, dass er alles gegeben hatte, aber manche Dinge einfach nicht kontrollierbar sind.