Auf den ersten Blick mag die Protestaktion gegen den geplanten Entertainment Complex diese Woche für die Regierung nicht bedrohlich wirken. Doch die überschaubare Menge, die sich versammelte, sollte der Paetongtarn-Administration einen kalten Schauer über den Rücken jagen — hier braut sich was zusammen!
Ein Artikel von Kilian Borchert
Es gibt reichlich Warnsignale für die Regierung von Premierministerin Paetongtarn Shinawatra — und ein deutliches Zeichen für die Thailänder, die Sicherheitsgurte anzulegen. Zum einen: Konservative, die man selten auf der Straße sieht, mischten bei der Demo kräftig mit. Zum anderen hat die Opposition angekündigt, dass der Entertainment Complex — ein Megaprojekt mit Casino-Plänen - ein zentraler Punkt in der kommenden Misstrauensdebatte sein könnte.
Paetongtarn bremst — aber warum?
Interessant: Die Premierministerin selbst scheint plötzlich auf die Bremse zu treten. Der Entertainment Complex, der bisher als Prestigeprojekt vorangetrieben wurde, wird jetzt mit Samthandschuhen angefasst. Zufall? Wohl kaum! Hinter den Kulissen könnte mehr stecken, als man denkt.
Unheilige Allianzen?
Konservative und die „Orangen“ der People’s Party Hand in Hand? Klingt wie ein schlechter Witz — und doch könnte es dazu kommen. Eine dauerhafte Liebe wird’s nicht, aber ein kurzfristiges Bündnis, wenn’s um was Großes geht? Ausschließen sollte man das nicht. Was könnte die beiden Lager vereinen? Korruptionsskandale direkt vor der Nase der Regierung? Noch zu früh, um das zu sagen. Die Opposition scheint jedenfalls keine harten Beweise gegen einzelne Minister zu haben — sonst hätte sie längst zugeschlagen. Stattdessen visiert sie Paetongtarn direkt an. Warum? Zwei Gründe: Erstens fehlt es an stichfesten Beweisen gegen andere Kabinettsmitglieder. Zweitens ist Paetongtarn trotz ihrer kurzen Amtszeit ein Publikumsmagnet — und genau das macht sie zur perfekten Zielscheibe.
Thaksin als Schatten im Spiel
Die People’s Party will den Fokus auf Paetongtarns Vater, den umstrittenen Ex-Premier Thaksin Shinawatra, lenken. Ihr Plan: Behaupten, dass sie unter seinem „bösartigen Einfluss“ steht. Doch Parlamentspräsident Wan Muhamad Noor Matha blockt — er verbietet es, „Dritte“ in der Debatte zu erwähnen. Eine Regel, die immer wieder für Streit sorgt: Sie soll Schutz bieten, doch oft verhindert sie Transparenz. Für die People’s Party ist das ein Problem — aber nicht das größte.
Ideologischer Drahtseilakt
Die Partei, die sich als Kämpferin gegen politische „Verfolgung“ sieht, steht vor einem Dilemma: Wenn sie Thaksin angreift — etwa wegen Korruption oder eigennütziger Politik -, könnte das nach hinten losgehen. War es dann richtig, ihn damals aus der Macht zu jagen? Die Vergangenheit anzusprechen, ist ein Risiko. Die Zukunft — sprich: der Entertainment Complex — ist da sicherer.
Anti-Casino-Bewegung gewinnt Fahrt
Diese Woche zeigte die Anti-Casino-Bewegung Zähne: Rund ums Regierungsgebäude demonstrierten Aktivisten — darunter überraschend Ex-Rothemd-Führer Jatuporn Prompan, Studenten, religiöse Köpfe und Akademiker. Ihre Botschaft: Casinos bringen soziale Verwerfung, Menschenhandel und Kriminalität — vor allem in einem korruptionsgeplagten Land wie Thailand. „In vielen Ländern profitieren nur reiche Investoren, während die Lebensqualität der Menschen stagniert oder sinkt“, schimpfte ein Protestführer.
Paetongtarns Rückzieher
Die Antwort der Premierministerin ließ nicht lange auf sich warten. Plötzlich heißt es: Der Gesetzentwurf sei „noch nicht reif“ fürs Kabinett — man wolle erst „alle Stimmen hören“. Kein kompletter Rückzieher, aber ein deutlicher Tonwechsel weg vom früheren „Wir ziehen das durch, egal was kommt“. Das könnte ihr in der Misstrauensdebatte den Hals retten — sie kann behaupten, ihre Regierung handle nicht leichtsinnig.
People’s Party: Zwiespalt und Chance
Die People’s Party hat sich noch nicht klar gegen die Legalisierung von Glücksspiel positioniert, scheint aber die konservative Skepsis zu teilen: Thailand sei nicht bereit, Korruption und Geldwäsche könnten explodieren. Ein Abgeordneter wetterte kürzlich im Parlament: „Thailand wird zum Drehkreuz für Geldwäsche, Menschenhandel, Drogen und Verbrechen — alles dank des Entertainment Complex!“ Thaksins Name wird aus dem Misstrauensantrag wohl verschwinden, aber das Casino-Thema bleibt. Es ist einfach zu heiß, um es links liegen zu lassen — und die ausgelutschte Digital-Wallet-Debatte langweilt eh schon alle.
Ein politisches Minenfeld
Wenn die People’s Party in der Misstrauensdebatte gegen den Entertainment Complex loslegt, wird’s spannend. Ein Bündnis mit Konservativen wäre ein politisches Erdbeben — und ein Test, wie geschickt die Opposition ihr eigenes Image wahren kann. Die Regierung ist gewarnt: Unter der ruhigen Oberfläche brodelt’s gewaltig!