In Thailand ist die öffentliche Besorgnis über Callcenter-Betrügereien in den letzten Wochen exponentiell gestiegen. Der Abgeordnete Wiroj Lakkhanaadisorn von der Volkspartei fordert den Rücktritt des Gouverneurs der Bank von Thailand, Sethaput Suthiwartnarueput, und kritisiert die mangelhafte Reaktion der Zentralbank auf die steigenden Betrugsfälle.
„Wir haben einen Tiefpunkt erreicht, da sich Betrüger als Beamte ausgeben und ahnungslose Bürger um ihr Geld bringen“, erklärte Lakkhanaadisorn während einer hitzigen Debatte im Parlament.
Die steigende Zahl der Getäuschten lässt sich nicht länger ignorieren
Wiroj erhebt schwere Vorwürfe gegen die Zentralbank, die vor allem Warnungen über soziale Medien verbreitet, anstatt effektive Schutzmaßnahmen einzuführen. „Eine sofortige Verzögerung von Geldüberweisungen könnte unzählige Menschen vor einem finanziellen Ruin bewahren“, so der Abgeordnete weiter. Viele Opfer erkennen oft sofort, dass sie betrogen wurden, können aber in Echtzeit keine Transaktionen mehr rückgängig machen.
Eine technische Umsetzung der Geldüberweisungsverzögerung könnte zwar realisierbar sein, betont Kitti Kosavisutte, der Leiter des Computer Emergency Response Teams im thailändischen Bankensektor, allerdings würde dies nur an der Oberfläche des Problems kratzen.
Die Bürgerrechtsbewegung drängt darauf, dass Banken eine größere Verantwortung für die Sicherheit ihrer Kundenkonten übernehmen sollten. „In vielen Ländern entziehen sich Banken oft ihrer Verantwortung und lassen die Betrugsopfer im Regen stehen“, mahnt Wiroj.
Die thailändische Polizei arbeitet derzeit an einer umfassenden Änderung des königlichen Dekrets zur Bekämpfung von Cyberkriminalität, die eine Verzögerung verdächtiger Transaktionen um 12 Stunden vorsehen könnte.
Kitti betont, dass diese Vorgehensweise helfen könnte, die Betrüger während ihrer kriminellen Machenschaften zu überführen. Zudem wird über eine vollständige Rechenschaftspflicht von Banken und Telekommunikationsanbietern in Bezug auf die Entschädigung der Betrugsopfer diskutiert.
Die Bank von Thailand zusammen mit verschiedenen Regulierungsbehörden soll Garantien für eine 100-prozentige Entschädigung der Opfer schaffen. Daranee Saeju, stellvertretende Zentralbankgouverneurin, hat die Banken eindringlich aufgefordert, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. „Sollten sie das nicht schaffen, könnten sie rechtlich zur vollständigen Entschädigung der Opfer gezwungen werden“, warnte sie.
In der Debatte um die Bekämpfung von Callcenter-Betrug bleibt die zentrale Fragestellung, wie Banken, Verbraucher und Regulierungsbehörden gemeinsam handeln können, um einen effektiven Schutz zu gewährleisten.
Während die Zentralbank an einem Rahmen zur Bekämpfung der Internetkriminalität arbeitet, wurden bereits 15.000 Kontoinhaber identifiziert, die in Verbindung mit sogenannten Mule-Konten stehen.
Laut dem kürzlich veröffentlichten Global Anti-Scam Alliance Report 2024 fühlen sich nur 55 % der Thailänder ausreichend sicher im Umgang mit Betrügereien, während schockierende 89 % mindestens einmal im Monat konfrontiert werden.
Mit einem geschätzten finanziellen Verlust von rund 70 Milliarden Baht zwischen März 2022 und Juli 2024 ist klar, dass in Thailand dringend Handlungsbedarf besteht, um die Bürger vor den Gefahren des Callcenter-Betrugs zu schützen.