Thailändisches Recht und kulturelle Normen überschneiden sich häufig, wie das seit langem bestehende Rechtskonzept des Uthlum zeigt. Der Begriff “Uthlum” bedeutet übersetzt “verbotene Fälle” und bezieht sich auf das Verbot, dass ein Kind einen Elternteil oder Erziehungsberechtigten verklagt. Trotz der Komplexität und der möglichen Kontroversen, die dieses einzigartige Rechtskonzept umgeben, ist es ein integraler Bestandteil der thailändischen Kultur und des thailändischen Rechts, der einer näheren Betrachtung bedarf.
Das Konzept des Uthlum geht auf die alten thailändischen Gesetze zurück und ist in den Traditionen und Bräuchen des Landes verankert. Von einem Kind wird erwartet, dass es seinen Eltern und anderen Erziehungsberechtigten, wie z. B. den Großeltern, höchsten Respekt und Dankbarkeit entgegenbringt.
Dieses Gefühl geht so weit, dass jede negative Handlung gegen diese Personen als Undankbarkeit angesehen wird. Daher fällt jede Klage, die ein Kind gegen seine Eltern oder seinen Vormund erhebt, in die Kategorie des Uthlum. Im thailändischen Zivil- und Handelsgesetzbuch (Abschnitt 1562) ist dieses Konzept gesetzlich verankert.
Es besagt: “Niemand kann seine Eltern oder Erziehungsberechtigten verklagen, egal ob es sich um einen Zivil- oder Strafprozess handelt.”
Diese Regel gilt für biologische Eltern, Großeltern und direkte Blutsverwandte. Das thailändische Recht verbietet es Kindern jedoch nicht vollständig, vor Gericht zu gehen. Es erlaubt einem Kind, einen Staatsanwalt zu ersuchen, in seinem Namen Klage zu erheben. Dies ergibt sich aus Abschnitt 14 des Gesetzes über die Organisation der Staatsanwaltschaft und die Staatsanwälte von 2010, in dem festgelegt ist, dass ein Staatsanwalt ein Kind in einem Gerichtsverfahren gegen seine Eltern oder Erziehungsberechtigten vertreten kann.
Ist das eine Gesetzeslücke?
Es gibt auch Ausnahmen von der Uthlum-Regel, die es einem Kind unter bestimmten Umständen ermöglichen, seine Eltern oder Erziehungsberechtigten direkt zu verklagen. So kann ein Kind beispielsweise einen Elternteil in seiner Eigenschaft als Unternehmensleiter verklagen, wenn behauptet wird, dass der Elternteil Unternehmensgelder veruntreut hat. Eine weitere Ausnahme erlaubt es einem Kind, seinen Vater zu verklagen, wenn dieser seine Ehe mit der Mutter des Kindes nicht rechtmäßig eingetragen oder die Vaterschaft nicht anerkannt hat, selbst wenn er für das Kind gesorgt hat.
Trotz dieser Ausnahmen wird immer wieder darüber diskutiert, ob das Uthlum-Gesetz eine Gesetzeslücke darstellt, insbesondere in Fällen von häuslicher Gewalt oder sexuellem Missbrauch. Kritiker argumentieren, dass das Gesetz Kinder dem Missbrauch durch ihre Familienmitglieder aussetzt. Dies ist besonders besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass die Problematik der häuslichen Gewalt zunehmend ins Bewusstsein rückt. Die Debatte zeigt, dass es für Thailand an der Zeit sein könnte, dieses seit langem geltende Gesetz zu überdenken.
Fünf Kinder, die in einem Einkaufszentrum lebten und von ihren Eltern mit nur 40 Baht pro Tag zurückgelassen wurden, wurden von Kan Jom Puan, auch bekannt als Kanthasat Pongphaiboonvech, zusammen mit Beamten des Ministeriums für soziale Entwicklung und menschliche Sicherheit und der Polizeistation Bang Khen gerettet.