Unverheiratete thailändische Frauen haben es satt, schlecht geredet zu werden

Als Aus­län­derin, die nicht ver­heiratet ist und auch nicht die Absicht hat, jemals zu heirat­en, sind unver­heiratete thailändis­che Frauen nicht glück­lich mit mir, und auch son­st nie­mand. Ich habe den Ein­druck, dass die thailändis­che Gesellschaft so aufge­baut ist, dass jed­er seinen Platz ken­nt und auch den Platz der anderen ken­nt. Es gibt tat­säch­lich einen Platz für einen Mann wie mich” — es ist der große rosa Eimer in der Ecke — aber auch dort passé ich nicht hinein.

Unglück­lich geschieden zu sein und von seinen Kindern gehas­st zu wer­den, ist völ­lig in Ord­nung. Ein kugelköp­figer Sex­tourist zu sein, ist in Ord­nung. Ein 73-jähriger Per­vers­er mit ein­er 40 Kilo­gramm schw­eren Frau, die 55 Jahre jünger ist als er, zu sein, ist Jim Dandy. Kein Inter­esse an der Ehe zu haben, macht mich (offen­sichtlich) schwul, sub­ver­siv, einen Lügn­er, abnor­mal, anti-thailändisch, ver­rückt, bedauern­swert, tragisch und notwendig für eine Konversionstherapie.

Wer weiß, was eine unver­heiratete Thailän­derin durch­machen muss, ganz zu schweigen von der Schande, die ihre arme Fam­i­lie mit ein­er Les­be” wie ihr in ihrer Mitte ertra­gen muss. Thai PBS fragt, ob die thailändis­che Sprache darauf zugeschnit­ten ist, die repro­duk­tive Frei­heit unver­heirateter Thailän­derin­nen zu unterdrücken.

Haben Sie einen Fre­und? Wann wer­den Sie heirat­en? Wann kommst du vom Kaan herunter?

Dies sind die häu­fig­sten Fra­gen, die man in der täglichen Kon­ver­sa­tion unter Thais bei Fam­i­lien­zusam­menkün­ften hört. Darin zeigt sich, dass die thailändis­che Kul­tur noch immer an langjähri­gen kul­turellen Nor­men fes­thält, die von Frauen erwarten, dass sie einen Ehe­mann find­en, da es das Leben­sziel ein­er Frau sein sollte, zu heirat­en. Ander­er­seits: Was ist falsch daran, Sin­gle zu bleiben? Und vor allem, warum müssen wir alle­in­ste­hende Frauen mit Redewen­dun­gen wie keun-kaan” stigmatisieren?

Sitzen auf der Rampe

Keun-kaan” (ขึ้นคาน) ist eine thailändis­che Redewen­dung, die man oft in Gesprächen über die Ehe hört. Wörtlich bedeutet es auf der Holzrampe sitzen”. Es bezieht sich auf unver­heiratete Frauen. Dies ähnelt der englis­chen Redewen­dung to die an old maid” (als alte Jungfer ster­ben), die sich auf Frauen bezieht, die nicht mehr jung sind, aber immer noch nicht ver­heiratet sind und auch keine sex­uelle Beziehung zu jeman­dem haben. Kaan” bezieht sich in diesem Zusam­men­hang auf eine hölz­erne Rampe, auf die Fluss­boote zur Reparatur gelegt wer­den und von der die Arbeit­er das Boot nach Abschluss der Arbeit­en wieder herun­ter­heben müssen. Auf dem kaan” zu sein bedeutet also, dass die Per­son keinen Part­ner find­et, so als ob sie auf der Boot­srampe sitzt und darauf wartet, dass ein Mann sie herunterholt.

Der Sprach­wis­senschaftler Kit­manoch Kru Lil­ly” Rojana­supya erk­lärt: Das Boot, das auf der hölz­er­nen Rampe liegt, wenn es nicht benutzt wird, kann mit Frauen ver­glichen wer­den, die noch nicht ver­heiratet sind. Nicht ver­heiratet zu sein, bedeutet, dass sie noch nicht benutzt’ wur­den, vor allem, wenn die Frauen auf einen Heirat­santrag des Mannes warten müssen.”

Wenn man bedenkt, dass die Thailän­der in früheren Zeit­en oft Sit­u­a­tio­nen mit den sie umgeben­den Objek­ten ver­glichen, spiegeln viele thailändis­che Redewen­dun­gen, Sprich­wörter und Reden­sarten die Kul­tur und die Denkweise der Men­schen in bes­timmten Epochen wider. So anstößig es für manche Frauen heute auch klin­gen mag, diese Redewen­dung spiegelt die kul­turellen Nor­men Thai­lands wider, die im Patri­ar­chat ver­wurzelt sind, in dem Frauen beschei­den und zurück­hal­tend sein mussten, während Män­ner mit vie­len Frauen flirten kon­nten. Sie spiegelt auch wider, dass die thailändis­che Gesellschaft den Frauen oft ver­mit­telt, dass das Heirat­en eines der wichtig­sten Ziele im Leben ist.

Kru Lil­ly erk­lärt: Damals waren die Män­ner die Vorder­beine eines Ele­fan­ten (Anführer), während die Frauen die Hin­ter­beine des Ele­fan­ten waren (Mitläufer). Alle Entschei­dun­gen liegen bei den Män­nern, und sie dür­fen viele Frauen haben. Den Frauen wurde gesagt, dass sie sich nicht anbi­eten” und ihre Liebe nicht zuerst den Män­nern zeigen sollen, son­dern dass sie beschei­den und lieblich bleiben müssen, wie sauber gefal­tete Sei­de. Das spiegelt die patri­ar­chalis­che Men­tal­ität von früher wider und nicht unbe­d­ingt die von heute.”

Wen küm­mert das?

Mit der Exis­tenz solch­er Redewen­dun­gen wurde unver­heirateten thailändis­chen Frauen das Gefühl ver­mit­telt, dass es ihnen pein­lich ist, zu offen­baren, dass sie Sin­gle sind, ob sie nun auf der Suche nach Liebe sind oder nicht. Heutzu­tage sind jedoch mehr Frauen der Mei­n­ung, dass es nichts Schlimmes ist, Sin­gle zu sein und buch­stäblich auf der Rampe zu sitzen, da sie glauben, dass es bess­er ist, als Sin­gle glück­lich zu sein, als in ein­er gifti­gen Beziehung zu steck­en. Stephanie ist eine Frau, die so denkt und den thailändis­chen Aus­druck lustig, aber ver­al­tet findet.

Stephanie sagte: Das Leben ist so viel mehr als nur zu heirat­en. Viele Leute denken, dass alle­in­ste­hende Frauen trau­rig und ein­sam sind und zu Hause weinen, aber wir sind sehr beschäftigt, weil wir jeden Tag so viele Dinge zu tun haben.”

Taeng-Tai sieht das genau­so: Ich habe keine Angst vor dem Sin­gleda­sein. Ich denke, Sin­gle zu sein ist nicht so schlimm. Nicht genug Geld zu haben, ist viel schlim­mer.” Stephanie glaubt, dass unver­heiratete thailändis­che Frauen auch viele pos­i­tive Seit­en haben. Diejeni­gen, die alle­in­ste­hend sind, haben die größte Frei­heit”, Dinge zu tun, die sie wollen, glaubt sie, ohne die Notwendigkeit, ihren Part­nern Rechen­schaft abzulegen.

Taeng-Tai sagte: Mein­er Mei­n­ung nach ist es bess­er, ein­sam zu sein, als ängstlich auf eine Nachricht von jeman­dem zu warten. Ich habe einen Punkt erre­icht, an dem ich nicht mehr das Gefühl habe, dass ich einen Fre­und brauche oder am Valentin­stag Blu­men haben möchte. Auch wenn ich vielle­icht Witze darüber mache, suche ich nicht verzweifelt nach jemandem.”

Sin­gle ist der Trend?

Heutzu­tage haben die Frauen der jün­geren Gen­er­a­tion keine Angst mehr vor dem Sin­gleda­sein und sind auch stolz darauf, Sin­gle zu bleiben, was sich zu einem echt­en Trend entwick­elt hat. Nach Angaben des Nationalen Sta­tis­tikamtes ziehen es die zwis­chen 1980 und 2000 Gebore­nen, die Mil­len­ni­als, vor, Sin­gle zu bleiben. 2021 sollen rund 45% der Mil­len­ni­als Sin­gle sein, was einen starken Anstieg gegenüber 2017 bedeutet, als die Zahl 39% betrug. Auch das Durch­schnittsalter der Men­schen, die heirat­en, steigt. Im Jahr 1990 lag es bei 24 Jahren, im Jahr 2010 bei 28 Jahren und kön­nte bere­its die 30er-Marke über­schrit­ten haben.

Die Gründe, warum die Men­schen nicht heirat­en wollen, sind, dass sie keine Kinder haben wollen und keinen anderen Grund sehen, zu heirat­en. Die wirtschaftliche Rezes­sion, die Leben­shal­tungskosten und der Min­dest­lohn geben den Men­schen das Gefühl, dass sie es sich nicht leis­ten kön­nen, ihre Kinder großzuziehen. Was sie empfind­en, ist nicht weit von der Real­ität ent­fer­nt. Eltern müssen bis zu 2 Mil­lio­nen Baht (60.000 US$) aus­geben, um ein Kind großzuziehen, während das durch­schnit­tliche Haushalt­seinkom­men im ganzen Land bei 26.00028.000 Baht pro Monat liegt. Wenn Sie Ihre Kinder auf eine inter­na­tionale Schule oder eine Schule mit Englis­chunter­richt schick­en wollen, müssen Sie noch viel mehr ausgeben.

Abge­se­hen von der wirtschaftlichen Sit­u­a­tion, die nicht ger­ade zum Kinderkriegen ermutigt, haben die meis­ten unver­heirateten thailändis­chen Frauen das ulti­ma­tive Ziel, eine erfol­gre­iche Kar­riere zu machen, was dazu geführt hat, dass sie ihre Entschei­dung, zu heirat­en und eine eigene Fam­i­lie zu grün­den, aufgeschoben haben. Gle­ichzeit­ig erlan­gen Frauen immer höhere Bil­dungsab­schlüsse, was bedeutet, dass sie im Ver­gle­ich zu ein­er Heirat und einem Leben als Haus­frau bessere Chan­cen und Kar­ri­eremöglichkeit­en haben werden.

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