Thailändische Armee muss zu einer neuen Melodie marschieren

Bangkok — Ich bekomme immer ein Gefühl der Angst, wenn ich das berühmte Pro­pa­gan­dalied der Armee, Nak Paendin, höre, das auf Thai Last des Lan­des” bedeutet. Als Kind, das in den 1970er Jahren geboren wurde, erin­nert mich dieses Lied an Mil­itär­putsche. Jedes Mal, wenn die Armee einen Staatsstre­ich durch­führte, wurde das Fernse­hen ver­dunkelt, und auf den Bild­schir­men und in den Radios liefen immer wieder Pro­pa­gan­dalieder, die mit Pressekon­feren­zen, auf denen steif­gesichtige, hochrangige Beamte die Dekrete der Exeku­tive vor­lasen, abgewech­selt wur­den. Noch heute kön­nen die Men­schen mein­er Gen­er­a­tion diese Pro­pa­gan­dalieder mitsin­gen, denn die ein­dringlichen Texte haben sich für immer in unsere Gehirne eingebrannt.

Das 1975 von Oberst Boon­song Hak­suek als Pro­pa­gan­dalied gegen den Kom­mu­nis­mus geschriebene Lied wurde von der radikalen Recht­en während des Mas­sak­ers an der Tham­masat-Uni­ver­sität ver­wen­det. Deshalb war ich schock­iert, als die Armee let­zte Woche, einige Jahrzehnte später, Nak Paendin erneut spielte — etwas mehr als eine Woche vor den morgi­gen Par­la­mentswahlen. Die Königlich Thailändis­che Armee hat einen 2,59-minütigen Video­clip hochge­laden, in dem die Mil­itärkapelle dieses Lied spielt.

Das Echo in der Öffentlichkeit war ver­ständlicher­weise neg­a­tiv. Kurz nach der Veröf­fentlichung ent­fer­nte die Armee den Clip nach ein­er Flut von Kri­tik. Einen Tag später veröf­fentlichte die Armee einen neuen Clip — eine Zeichen­trick­an­i­ma­tion mit einem Rap-Song, in dem es darum geht, warum das Mil­itär gebraucht wird”, und in dem die Men­schen um Ver­ständ­nis für die thailändis­chen Sol­dat­en gebeten wer­den. Ich muss zugeben, dass der Rap-Song wirk­lich fade und ein­tönig war. Nichts ist ver­gle­ich­bar mit der Macht von Nak Paendin, zu spal­ten und Hass gegen soge­nan­nte Staats­feinde” zu schüren.

In ein­er noch nie dagewe­se­nen Aktion pro­jizierte die Armee diese Woche eine Botschaft auf eine riesige Lein­wand, in der die Sol­dat­en aufge­fordert wur­den, für die Partei zu stim­men, die sich um ihr Woh­lerge­hen küm­mert”. Die Botschaft wurde anscheinend an Armeeein­rich­tun­gen im ganzen Land verschickt.

Am Don­ner­stag gab der Kom­man­deur der Armee, Gen­er­al Narong­pan Jit­tkaew­tae, der in fünf Monat­en in den Ruh­e­s­tand treten wird, ein Inter­view mit den Medi­en: In den mir verbleiben­den Monat­en ist die Wahrschein­lichkeit eines Staatsstre­ichs gle­ich Null oder sog­ar neg­a­tiv.” Ich frage mich, wie viele Men­schen ihm glauben.

Offen­sichtlich fühlt sich das thailändis­che Mil­itär durch die Art und Weise ver­let­zt, in der einige Leute und auch pop­uläre Parteien wie die Move For­ward Par­ty (MFP) ver­sucht haben, seinen Wert herun­terzus­pie­len und die Kürzung sein­er Größe und seines Bud­gets gefordert haben. Alte Gewohn­heit­en lassen sich nur schw­er able­gen. Das Mil­itär antwortete mit der Frage: Wozu brauchen wir das Mil­itär?” und spielt eifrig nation­al­is­tis­che Lieder wie Nak Paendin. Machen Sie keinen Fehler. Das Mil­itär wird gebraucht, auch wenn es keine Anze­ichen für einen bevorste­hen­den Krieg gibt. Für die Mil­itärstrate­gen sind die Stre­itkräfte und Waf­fen notwendig, zumin­d­est um den Sta­tus quo zu erhalten.

Natür­lich braucht die Königlich Thailändis­che Marine Qual­itätss­chiffe und auch ihre U‑Boote müssen aufgerüstet wer­den. Es war reak­tionäres Gerede, als ein Mit­glied der MFP sagte, die Marine könne Fis­chereifahrzeuge für den Kampf ein­set­zen. Auch die Königlich Thailändis­che Luft­waffe braucht neue und bessere Kampf­flugzeuge — auch wenn dies den Steuerzahler teuer zu ste­hen kommt. Ich werde nie vergessen, wie ich bei einem mein­er ersten Aufträge eine Fam­i­lie inter­viewte, deren zwei Söhne — bei­de Jet­pi­loten der Luft­waffe — gestor­ben waren, weil sie alte Kampf­jets geflo­gen hatten.

Das bedeutet jedoch nicht, dass das Mil­itär einen Freib­rief für seine Waf­fen und seine Einkauf­s­touren erhält. Mehrere mil­itärische Beschaf­fun­gen waren eine Ver­schwen­dung von Ressourcen, wie z. B. das ungenutzte 350-Mil­lio­nen-Baht-Luftschiff oder die über­teuerten GT-200 Scheinbombendetektoren.

Im let­zteren Fall ist es erwäh­nenswert, dass der ehe­ma­lige Ober­be­fehlshaber, Gen­er­al Anupong Pao­jin­da, nicht in die Kor­rup­tion­sun­ter­suchung der Nationalen Antiko­r­rup­tion­skom­mis­sion (NACC) ver­wick­elt wurde, obwohl das Mil­itär der größte Ver­schwen­der aller Steuergelder für die Geschäfte war — geschätzte 682 Mil­lio­nen Baht für die 757 GT-200 Geräte. Nur kleine Fis­che wie der frühere Gou­verneur der Prov­inz Yala, Teera Mintrasak, wur­den der Amtsmis­sach­tung für schuldig befun­den und vom Strafgericht­shof wegen Kor­rup­tion und Fehlver­hal­tens zu acht Jahren Gefäng­nis verurteilt.

Natür­lich wird das Mil­itär gebraucht — aber abso­lut nicht aus poli­tis­chen Grün­den. Selb­st wenn poli­tis­che Krisen ein mil­itärisches Ein­greifen recht­fer­ti­gen, haben sich Putsche als nicht nach­haltige Lösung erwiesen, die das Land nur in große Kreise führt … rück­wärts. Anstatt der Öffentlichkeit zu erk­lären, warum das Mil­itär gebraucht wird”, kön­nte die Armee neue Fra­gen stellen, wie etwa: Wie kann die Armee dienen? Wie sieht eine mod­erne Armee aus? Was bedeutet nationale Sicher­heit in der heuti­gen Zeit?” Die richti­gen Fra­gen wer­den zu besseren Ergeb­nis­sen führen.

Und wenn die Armee nicht will, dass sich die Poli­tik­er ein­mis­chen, dann sollte sie ihre eige­nen Refor­men ein­leit­en, indem sie die Kor­rup­tion beseit­igt und die Waf­fenbeschaf­fung trans­par­ent und kosten­ef­fizient gestal­tet. Das Mil­itär kön­nte sich selb­st zu einem fairen und gle­ich­berechtigten Arbeit­splatz machen, der geschlecht­sneu­tral und frei von Gewalt ist. Es kön­nte sich weit­er mod­ernisieren, indem es sich um seine Sol­dat­en küm­mert und sich stärk­er an ein­er offe­nen Gesellschaft orientiert.

Aber der erste Schritt kön­nte sein, mit dem Nak-Paendin-Song aufzuhören!

Anchalee Kon­grut ist Redak­teurin bei der Bangkok Post.

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