Hatte Thailand gerade die saubersten Wahlen aller Zeiten?

Die thailändis­che Wahlkom­mis­sion hat am Don­ner­stag das Ergeb­nis der Wahlen vom 14. Mai weniger als zwei Wochen nach dem Urnen­gang bestätigt. Es kön­nte die schnell­ste Bestä­ti­gung in der thailändis­chen Wahlgeschichte sein. Man braucht sich nur an die let­zten Wahlen zu erin­nern, um zu sehen, wie das übliche Bild nach den Wahlen aus­sah, als den Kan­di­dat­en rote und gelbe Karten wegen Stim­menkaufs oder Ver­stößen gegen die Wahlkampfregeln gezeigt wur­den. Doch bei dieser his­torischen Wahl, bei der in den sozialen Medi­en und in der Presse über zahlre­iche Vor­fälle vor Ort berichtet wurde, gab es offen­bar über­haupt kein Problem.

Selb­st am Wahlt­ag wiesen Leute wie Chuwit Kamolvis­it auf den Kauf von Stim­men hin — und gin­gen sog­ar so weit, poten­zielle Empfänger der Bestechung zu nen­nen. Thaksin Shi­nawa­tra kom­men­tierte in den sozialen Medi­en, dass Parteien mit ein­er großen Anzahl von Sitzen in den Wahlkreisen und weni­gen Sitzen auf den Parteilis­ten wahrschein­lich in irgen­dein­er Form am Stim­menkauf beteiligt seien. Doch laut der Wahlkom­mis­sion war das alles kein Prob­lem. Vielle­icht haben die Online-Experten in gewiss­er Hin­sicht recht, vielle­icht haben der Ein­satz sozialer Medi­en und die genaue Beobach­tung der Öffentlichkeit dazu geführt, dass Stim­menkauf und Betrug nicht mehr so häu­fig vorka­men wie früher — jeden­falls nicht in den Großstädten. Aber anek­do­tis­che Hin­weise deuten darauf hin, dass auf dem Lande alles an der Tage­sor­d­nung war.

Hin­ter­grund

Stim­menkauf ist in der thailändis­chen Poli­tik seit langem ein The­ma und wurde bei ver­schiede­nen Wahlen in der Geschichte des Lan­des beobachtet. Obwohl er ille­gal ist und all­ge­mein verurteilt wird, hat sich die Prax­is des Stim­menkaufs bei thailändis­chen Wahlen bis zu einem gewis­sen Grad erhalten.

Beim Stim­menkauf wer­den den Wäh­lern von den poli­tis­chen Kan­di­dat­en oder ihren Unter­stützern finanzielle Anreize, Geschenke oder andere Vorteile als Gegen­leis­tung für ihre Unter­stützung ange­boten. Diese Anreize kön­nen von Bargeldzahlun­gen bis hin zu materiellen Gütern oder sog­ar Dien­stleis­tun­gen reichen.

Es gibt Berichte über Fälle von Stim­menkauf in ver­schiede­nen For­men, wie z. B. die Verteilung von Bargeld, Lebens­mit­teln oder Waren, ins­beson­dere in ländlichen Gebi­eten, wo die sozioökonomis­chen Bedin­gun­gen die Wäh­ler für solche Ange­bote anfäl­liger machen kön­nen. Es ist jedoch zu beacht­en, dass nicht alle Wahlen oder Wahlkreise gle­icher­maßen betrof­fen sind und das Aus­maß des Stim­menkaufs vari­ieren kann.

Die thailändis­che Regierung und die Wahlkom­mis­sion haben Anstren­gun­gen zur Bekämp­fung des Stim­menkaufs unter­nom­men und Maß­nah­men zur Überwachung und Durch­set­zung der Wahlge­set­ze ergrif­f­en. Dazu gehören die Entsendung von Beamten in die Wahllokale, die Förderung der Berichter­stat­tung durch die Bürg­er und die Ver­hän­gung von Strafen für diejeni­gen, die sich des Stim­menkaufs schuldig gemacht haben. Es bleibt jedoch eine Her­aus­forderung, diese Prax­is voll­ständig zu unterbinden, und sie ist bei den thailändis­chen Wahlen nach wie vor ein Problem.

Wahlen 2019

Bei den Par­la­mentswahlen 2019 in Thai­land gab es keine weit ver­bre­it­eten Vor­würfe von Wahlbe­trug. Allerd­ings wur­den von ver­schiede­nen poli­tis­chen Parteien und Beobachtern Bedenken hin­sichtlich der Fair­ness des Wahl­prozess­es und der Rolle bes­timmter Insti­tu­tio­nen geäußert. Diese Bedenken betrafen in erster Lin­ie Fra­gen wie die Ausar­beitung der Ver­fas­sung, Beschränkun­gen für poli­tis­che Kam­pag­nen sowie die Zusam­menset­zung und Unparteilichkeit der Wahlkommission.

Eine beson­dere Kon­tro­verse betraf die Verzögerung bei der Bekan­nt­gabe der offiziellen Wahlergeb­nisse. Die Wahlkom­mis­sion wurde wegen ange­blich­er Unregelmäßigkeit­en, tech­nis­ch­er Pan­nen und Verzögerun­gen bei der Bekan­nt­gabe des Ergeb­niss­es kri­tisiert. Diese Prob­leme waren jedoch kein Indiz für einen weit ver­bre­it­eten Wahlbe­trug, son­dern eher für admin­is­tra­tive Probleme.

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es zwar einige Stre­it­igkeit­en und Beschw­er­den im Zusam­men­hang mit dem Wahl­prozess gab, der Begriff Wahlbe­trug” sich jedoch in der Regel auf vorsät­zliche und sys­tem­a­tis­che Manip­u­la­tio­nen oder Fehlver­hal­ten bezieht, mit denen das Wahlergeb­nis bee­in­flusst wer­den soll. Es gab keine schlüs­si­gen Beweise oder wei­thin akzep­tierte Behaup­tun­gen für einen solchen Betrug bei den Par­la­mentswahlen 2019 in Thailand.

Artikel teilen

Artikel teilen

Kommentare

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Weitere Artikel

Licht und Sicherheit in der Dunkelheit entzünden Licht und Sicherheit in der Dunkelheit entzünden

In der mod­er­nen Gesellschaft ist Elek­triz­ität zu einem unverzicht­baren Teil unseres Lebens gewor­den und bietet die notwendi­ge Energie und Bequem­lichkeit für ver­schiedene Aktiv­itäten. Den­noch kann gele ...

mehr lesen
Den essenslieferanten gerechtigkeit widerfahren lassen Den Essenslieferanten Gerechtigkeit widerfahren lassen

Motor­rad­fahrer in hellen Jack­en, die sich durch den Verkehr schlän­geln, um Mahlzeit­en an ihre Kun­den auszuliefern, sind ein alltäglich­er Anblick auf den Straßen der Stadt. Sie sind die Arbeit­spferde d ...

mehr lesen