Die Meeresbewohner warten immer noch auf Gerechtigkeit

Die Meeresbewohner warten immer noch auf Gerechtigkeit

Die Insel Lipe war einst ein ruhiges, unberührtes Paradies, das vom Seezige­uner­stamm der Urak Lawoi bevölk­ert wurde. Die Insel ist heute ein Touris­musziel, wo die Ein­heimis­chen Opfer ille­galer Lan­draubzüge durch externe Inve­storen wer­den. Mit fre­undlich­er Genehmi­gung von Transbordernews. 

Vor dem Hin­ter­grund, dass die Regierung sich weigert, indi­gene Völk­er anzuerken­nen, haben kür­zlich zwei weg­weisende Gericht­surteile das Recht der Urak Lawoi oder Chao Lay auf Thailändisch (Seevolk) anerkan­nt, in ihren tra­di­tionellen Häusern zu leben und ihren Leben­sun­ter­halt zu ver­di­enen. Die Bemühun­gen, ihnen Gerechtigkeit zu ver­schaf­fen, dür­fen hier nicht aufhören. Ihr Kampf für ihre tra­di­tionellen Rechte ist noch lange nicht vorbei. 

Bei­de Urteile betrafen die Ure­in­wohn­er der Seevölk­er am Rawai-Strand in Phuket, einem Ort, den sie seit Gen­er­a­tio­nen ihr Zuhause nan­nten, lange bevor Phuket zu einem von Entwick­lern heiß begehrten Touris­ten­ziel wurde. Trotz ihrer langjähri­gen Präsenz ver­fü­gen die am Rande leben­den Meeres­be­wohn­er nicht über formelle Landbe­sitzurkun­den, was zur Folge hat, dass sie von Bauträgern, die die Eigen­tum­surkun­den oft ille­gal erwor­ben haben, von Land­vertrei­bun­gen betrof­fen sind. 

Im ersten Gerichtsver­fahren wur­den vier Chao Lay von Landbe­sitzern verk­lagt, die sie von acht Rai Strand­grund­stück­en in Rawai vertreiben woll­ten und gle­ichzeit­ig die Zahlung von 10.000 Baht pro Monat Schadenser­satz forderten. 

Im März bestätigte der Ober­ste Gericht­shof die Entschei­dung des Beru­fungs­gerichts, den Fall abzuweisen, und been­dete damit einen lan­gen Rechtsstre­it. Da der Landti­tel über das ursprüngliche Land­doku­ment hin­aus­ge­ht, ist er ungültig und gibt den Grundbe­sitzern kein Recht, die vier Seeleute zu vertreiben, urteilte das Gericht. 

Im zweit­en Gerichtsver­fahren ging es um das Recht der indi­ge­nen Seevölk­er, auf ihrem anges­tammten Land ihren Leben­sun­ter­halt zu ver­di­enen. Es ging darum, dass fünf Per­so­n­en von den Landbe­sitzern verk­lagt wur­den, die woll­ten, dass sie ihre Meeres­frücht­estände vom Land ver­legen. Die Eigen­tümer forderten außer­dem die Zahlung von 6.000 bis 12.000 Baht pro Monat Schadenser­satz. Eben­so wies der Ober­ste Gericht­shof den Fall ab und entsch­ied, dass der Titel des Entwick­lers ille­gal sei. 

Das Urteil basiert auf Luftauf­nah­men des umstrit­te­nen Lan­des aus dem Jahr 1950, die das Dorf der Rawai Chao Lay am Strand unter Kokos­nusshainen zeigen. Archäolo­gen fan­den in der Gegend auch Über­reste von Rawai Chao Lay. DNA-Tests der Über­reste durch das Insti­tut für Foren­sik zeigen, dass es sich um Vor­fahren der Rawai Chao Lay handelte. 

Darüber hin­aus enthiel­ten die Schüler­reg­istrierung­sun­ter­la­gen der Sawang Arom School, der dem Dorf Rawai Chao Lay am näch­sten gele­ge­nen Schule, Aufze­ich­nun­gen über Chao Lay-Schüler aus dem Jahr 1955

Entschei­dend ist, dass Fotos von Sein­er Majestät König Bhu­mi­bol Adulyadej dem Großen, der am 10. März 1959 das Dorf Rawai besuchte, zeigen, wie er von den Rawai-Seeleuten und ihrem von großen Kokos­nusshainen umgebe­nen Dorf begrüßt wurde. 

Obwohl diese Gericht­surteile Beifall ver­di­enen, konzen­tri­erten sie sich auf die Recht­mäßigkeit von Landtiteln und nicht auf die Legit­im­ität der Chao Lay, auf ihrem tra­di­tionellen Land zu leben und zu arbeit­en. Die Meeresvölk­er von Rawai dür­fen an anderen Strän­den noch immer keine Meeres­früchte verkaufen, obwohl die Seevölk­er schon lange in der Gegend leben und die Strände per Gesetz öffentlich­es Eigen­tum sind. 

Abge­se­hen davon gel­ten die Gericht­surteile nicht für andere Chao-Lay-Gemein­den in Phuket, die mit ähn­lichen Räu­mungs­dro­hun­gen von Entwick­lern kon­fron­tiert sind, da sie sich auf die Recht­mäßigkeit der umstrit­te­nen Landti­tel konzen­tri­eren. Für arme Ure­in­wohn­er bedeuten lang­wierige Gerichtsstre­it­igkeit­en einen hohen finanziellen Trib­ut und stellen auch ein Risiko für ihre Sicher­heit dar. Die Gerichtsver­fahren erfordern eine über­wälti­gende Menge an Beweisen, eine schwere Belas­tung für mit­tel­lose Men­schen. Wenn man sie dazu zwingt, auf lang­wierige und kost­spielige Rechtsstre­it­igkeit­en zurück­zu­greifen, um Gerechtigkeit zu erlan­gen, ver­fes­tigt sich nur die Ungerechtigkeit gegenüber ein­er bere­its mar­gin­al­isierten Bevölkerung.

Ein poli­tis­ches Ein­greifen ist notwendig. Die Urteile des Gerichts zu ille­galen Landtiteln für das anges­tammte Land der Seevölk­er soll­ten das Land­min­is­teri­um dazu ver­an­lassen, diese rechtswidri­gen Titel zu wider­rufen und der tra­di­tionellen Rawai-Gemein­schaft, deren Wohn­sitz älter ist als mod­erne Rechtssys­teme, legit­imes Eigen­tum zu gewähren. 

Die Regierung sollte außer­dem umfassende Unter­suchun­gen zu ille­galen Landtiteln in Phuket ein­leit­en, diese wider­rufen und kor­rupte Beamte zur Rechen­schaft ziehen. 

Darüber hin­aus muss die Regierung über die Frage des formellen Eigen­tums hin­aus­ge­hen, um die his­torischen und kul­turellen Erberechte der Urak Lawoi anzuerken­nen. Dieser Schritt ist der Schlüs­sel zur Durch­set­zung der Rechte der Seeleute an Land und auf See. 

Derzeit über­schnei­den sich Meeres­na­tion­al­parks mit den tra­di­tionellen Ter­ri­to­rien der Urak Lawoi. Es ist unbe­d­ingt erforder­lich, die Gren­zen von Meeres­na­tion­al­parks neu zu bew­erten, um sicherzustellen, dass sie nicht die Rechte der Meeres­be­wohn­er ver­let­zen, in ihren anges­tammten Häusern zu leben, zu arbeit­en und das kul­turelle Erbe zu bewahren. 

Die Anerken­nung der Iden­titäten und Rechte des Urak-Lawoi-Seevolkes – sowie ander­er indi­gen­er Völk­er im Land – ist nicht nur eine Frage der rechtlichen Notwendigkeit, son­dern auch der moralis­chen Ver­ant­wor­tung. Die Regierung muss ver­gan­gene Ungerechtigkeit­en kor­rigieren und zukün­ftige verhindern.

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