Die Digitalisierung stellt Unternehmen vor eine zentrale Frage: Welche Art von Softwarelösung ist die richtige? Während Low-Code- und No-Code-Plattformen eine schnelle Entwicklung ermöglichen, bietet die individuelle Softwareentwicklung maximale Flexibilität. Doch wann lohnt sich welche Option? Und in welchen Fällen sollten Unternehmen auf eine maßgeschneiderte Lösung setzen?
Was sind Low-Code- und No-Code-Plattformen?
Low-Code- und No-Code-Plattformen ermöglichen es, Softwareanwendungen ohne tiefgehende Programmierkenntnisse zu erstellen. Low-Code-Plattformen bieten eine visuelle Entwicklungsumgebung, in der vorgefertigte Module per Drag-and-Drop kombiniert werden können. Entwickler können dennoch Code hinzufügen, um spezifische Funktionen zu implementieren. No-Code-Plattformen hingegen sind vollständig auf visuelle Modellierung ausgerichtet und erfordern keinerlei Programmierung.
Typische Anwendungsfälle sind die Automatisierung von Geschäftsprozessen, die Entwicklung interner Tools oder die Erstellung einfacher Web- und Mobilanwendungen. Anbieter wie OutSystems, Mendix (Low-Code) oder Bubble und Zapier (No-Code) gewinnen zunehmend an Beliebtheit.
Vorteile von Low-Code und No-Code
Diese Plattformen bieten mehrere entscheidende Vorteile:
- Schnelle Entwicklung: Anwendungen können innerhalb weniger Tage oder Wochen erstellt werden.
- Geringere Kosten: Da weniger Entwickler benötigt werden, sind die initialen Investitionen niedriger.
- Flexibilität für Fachabteilungen: Business-Teams können eigene Lösungen erstellen, ohne auf die IT-Abteilung angewiesen zu sein.
Doch es gibt auch Einschränkungen: Der Funktionsumfang ist oft begrenzt, und komplexe oder stark individualisierte Anwendungen lassen sich nicht effizient umsetzen. Zudem sind Unternehmen von der Weiterentwicklung und Preisgestaltung des Plattformanbieters abhängig.
Wann reicht eine Low-Code- oder No-Code-Lösung aus?
Nicht jedes Unternehmen benötigt eine maßgeschneiderte Software. Low-Code und No-Code sind eine gute Wahl, wenn:
- Die Anwendung nur für interne Zwecke genutzt wird und keine hochkomplexe Logik benötigt.
- Prototypen oder MVPs (Minimum Viable Products) erstellt werden, um Ideen schnell zu testen.
- Standardprozesse automatisiert werden sollen, z. B. die Verwaltung von Anträgen oder das Erstellen von Dashboards.
Ein Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen möchte ein internes Ticket-System für Kundenanfragen einführen. Anstatt eine teure individuelle Lösung zu entwickeln, kann eine Low-Code-Plattform genutzt werden, um eine funktionale und anpassbare Anwendung bereitzustellen.
Wann ist individuelle Softwareentwicklung die bessere Wahl?
Individuelle Software kommt dann ins Spiel, wenn Standardlösungen an ihre Grenzen stoßen. Unternehmen sollten “individuelle Software entwickeln lassen”, wenn:
- Spezielle Geschäftslogik oder komplexe Prozesse abgebildet werden müssen.
- Hohe Anforderungen an Skalierbarkeit und Performance bestehen.
- Datenschutz und Sicherheitsanforderungen über die Standardmöglichkeiten hinausgehen.
- Die Software langfristig als strategischer Vorteil genutzt wird.
Ein klassisches Beispiel ist eine E‑Commerce-Plattform mit spezifischen Anforderungen an das Produktmanagement, die Kundeninteraktion und die Zahlungsabwicklung. Standardlösungen wie Shopify oder WooCommerce reichen hier oft nicht aus, insbesondere wenn ein Unternehmen ein einzigartiges Nutzererlebnis schaffen möchte.
Kosten-Nutzen-Analyse: Wann lohnt sich welche Lösung?
Während Low-Code- und No-Code-Plattformen mit geringeren Anfangsinvestitionen auskommen, können langfristige Kosten durch Lizenzgebühren und eingeschränkte Erweiterbarkeit entstehen. Individuelle Software erfordert eine höhere Anfangsinvestition, bietet jedoch volle Kontrolle und langfristige Kosteneffizienz.
Eine Entscheidungshilfe kann folgende Frage sein: Ist die Software ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells? Falls ja, lohnt sich eine maßgeschneiderte Lösung. Falls es sich lediglich um ein unterstützendes Tool handelt, kann eine Low-Code- oder No-Code-Lösung genügen.
Fazit: Die richtige Wahl treffen
Low-Code und No-Code sind ideale Werkzeuge für schnelle und einfache Lösungen, insbesondere für interne Anwendungen und Prozessautomatisierungen. Unternehmen, die auf maßgeschneiderte Prozesse, Skalierbarkeit und Wettbewerbsvorteile setzen, sollten jedoch nicht zögern, individuelle Software entwickeln zu lassen. Die richtige Wahl hängt letztlich von den Anforderungen, dem Budget und den langfristigen Zielen des Unternehmens ab.