Dating-Apps: Segen oder Fluch?

Dating-Apps: Segen oder Fluch?

Debü­tan­ten­bälle, Fam­i­lien­ver­mit­tlun­gen, Zeitungsanzeigen, Blind Dates: Men­schen haben schon immer ver­schiedene Wege gefun­den, dem Glück bei der Part­ner­suche auf die Sprünge zu helfen.

  • Doch das Inter­net und vor allem das Smart­phone haben die Art und Weise, wie wir sex­uelle und roman­tis­che Kon­tak­te suchen, revolutioniert.
  • Pia Kab­itzsch ist Psy­cholo­gin und Dat­ing-Exper­tin aus Berlin.
  • Sie sagt, dass Online-Dat­ing in vie­len Län­dern eine Selb­stver­ständlichkeit ist, beson­ders bei der jün­geren Generation.
  • Eine Umfrage aus dem Jahr 2023 hat ergeben, dass 77 % der 16- bis 29-Jähri­gen und 66 % der 30- bis 49-Jähri­gen schon ein­mal online gedatet haben”, sagt sie.
  • Und die meis­ten Paare ler­nen sich heutzu­tage tat­säch­lich online kennen.”
  • So wie die 32-jährige Brasil­ianer­in Gio­vana Idal­go Zan­for­lin und ihre Part­ner­in Juliana.
  • Online-Dat­ing ist oft ober­fläch­lich, aber es ist auch sehr bequem”, sagt Idal­go Zanforlin.
  • Man muss nicht irgend­wohin gehen, um jeman­den ken­nen­zuler­nen. Und man weiß sofort, was die andere Per­son für eine sex­uelle Ori­en­tierung hat.”

Wie funk­tion­ieren Dating-Apps?

  • Bei beliebten Anbi­etern wie Tin­der, Bum­ble oder Grindr funk­tion­iert das Online-Dat­ing meist so:
  • Die Nutzerin­nen und Nutzer erstellen ein Pro­fil mit Fotos und Infor­ma­tio­nen über sich selb­st und das, was sie suchen.
  • Ein Algo­rith­mus stellt ihnen dann auf der Grund­lage ver­schieden­er Kri­te­rien wie Wohnort, Vor­lieben und Inter­essen poten­zielle Part­ner vor.
  • Der Welt­mark­t­führer Tin­der wurde 2012 für diese Art des Online-Dat­ings berühmt.
  • Die Pro­file, die die App ihren Nutzern schickt, kön­nen nach links (wenn man die Per­son nicht mag) oder rechts (wenn man sie mag) gewis­cht werden.
  • Wenn jemand auch bei Ihnen nach rechts wis­cht, haben Sie eine Übere­in­stim­mung und kön­nen anfan­gen, miteinan­der zu chatten.
  • Die Leute sehen sich eine vor­bere­it­ete Auswahl ander­er Nutzer an und entschei­den in der Regel inner­halb weniger Sekun­den, ob sie sie attrak­tiv find­en oder nicht.
  • Oft kommt es jedoch nicht zu einem Gespräch — und wenn doch, dann ist es nach dem Aus­tausch einiger Banal­itäten schnell vorbei.
  • Das klingt nicht beson­ders tief­gründig oder einnehmend.
  • Und vor ein paar Jahren waren viele empört, als bekan­nt wurde, dass Tin­der intern einen so genan­nten Elo-Score” auf seine Nutzer anwendet.
  • Dieser Wert bew­ertete, wie gut die Leute auf einen bes­timmten Nutzer reagierten, was man als seine Attrak­tiv­ität beze­ich­nen kön­nte, und sollte den Algo­rith­mus verbessern”.

Du musst dich selb­st verkaufen, wie in einem Laden”.

  • Alfon­so Ros­ales Gar­cia ist ein Phys­io­ther­a­peut, der vor zwei Jahren von Spanien nach Berlin gezo­gen ist.
  • Er nutzt die Dat­ing-App Hinge, und auch er kri­tisiert die Ober­fläch­lichkeit der Apps.
  • Es ist selt­sam”, sagt er.
  • Man hat das Gefühl, sich verkaufen zu müssen, wie in einem Laden.”
  • Der 29-Jährige weist auch auf ein Para­dox­on der Dat­ing-Apps hin: Wenn sie zu gut funk­tion­ieren, ver­lieren sie schnell ihre Nutzer.
  • Sie wollen mit dem Dat­ing-Leben der Men­schen Geschäfte machen”, sagt er.
  • Son­st wür­den sie nicht anbi­eten, dass man für mehr Likes oder Sicht­barkeit bezahlen muss.”
  • Viele Nutzer sind von bes­timmten Aspek­ten des Online-Dat­ings ähn­lich frustriert.
  • Die Psy­cholo­gin Pia Kab­itzsch stößt auf die gle­ichen Probleme.
  • Die Autorin des Best­sellers It’s a Date!” hält es jedoch für falsch, die ganze Schuld den Apps zuzuschieben.
  • Die Nutzer haben es in der Hand, wie sie die Apps nutzen und was sie aus neuen Bekan­ntschaften machen”, sagt sie.
  • Das ist oft die Ursache für die Frus­tra­tion der Men­schen. Die Nutzer klick­en sich zum Beispiel schnell durch die Pro­file und beschw­eren sich dann, dass die App ober­fläch­lich ist. Sie jagen andere und empfind­en Dat­ing-Apps dann als zu distanziert.”

Was sind die neg­a­tiv­en Seit­en von Dating-Apps?

  • Dat­ing-Apps haben auch andere Schattenseiten.
  • Sie haben zum Beispiel das gle­iche Sucht­poten­zial wie andere soziale Net­zw­erke wie Insta­gram oder Tik­Tok.
  • Auf­grund der schein­bar end­losen Möglichkeit­en kön­nen manche Nutzer stun­den­lang auf Dat­ing-Apps stöbern und nicht mehr aufhören.
  • Jedes neue Match, oder auch nur die Aus­sicht darauf, ver­schafft dem Gehirn einen Dopamin-Kick.

Angesichts der vie­len Möglichkeit­en kann der Nutzer auch müde und über­fordert werden.

  • In der Psy­cholo­gie nen­nt man dies den Wahlüber­las­tungsef­fekt”.
  • So wie sich Men­schen in ein­er Großs­tadt im All­t­ag manch­mal kaum wahrnehmen oder wertschätzen, kön­nen sie bei Dat­ing-Apps fest­stellen, dass sie weniger Aufmerk­samkeit und Geduld für den näch­sten Kon­takt auf­brin­gen können.
  • Mehrere Stu­di­en deuten auch darauf hin, dass Dat­ing-Apps stres­sig und unbe­friedi­gend sein kön­nen und sog­ar psy­chol­o­gis­che Prob­leme ver­schlim­mern können.
  • Elias Abou­jaoude, Pro­fes­sor für Psy­chi­a­trie und Ver­hal­tenswis­senschaften an der Stan­ford Uni­ver­si­ty, unter­suchte beispiel­sweise die Zufrieden­heit von Tin­der-Nutzern anhand der Aus­sagen von mehr als 1 300 Befragten.
  • Im Juli zitierte der Medi­zinis­che Blog der Stan­ford Uni­ver­si­ty die Studie und erk­lärte, die Ergeb­nisse zeigten, dass Online-Dat­ing ein unwirk­samer Bewäl­ti­gungsmech­a­nis­mus für Men­schen mit psy­chis­chen Prob­le­men sei.
  • Als jemand, der sich seit 15 Jahren mit prob­lema­tis­ch­er Inter­net­nutzung beschäftigt, zog Abou­jaoude Par­al­le­len zur Nutzung sozialer Medi­en, die sein­er Mei­n­ung nach Zustände wie Depres­sio­nen, Angstzustände und geringes Selb­st­wert­ge­fühl ver­schlim­mern kann.
  • Einige Anbi­eter von Dat­ing-Apps haben bere­its Maß­nah­men ergrif­f­en, um neg­a­tiv­en Fol­gen wie diesen entgegenzuwirken.
  • Bei OKCu­pid zum Beispiel müssen die Nutzer einen ziem­lich detail­lierten Frage­bo­gen aus­füllen, damit die App mehr Per­sön­lichkeitsmerk­male berück­sichti­gen kann.
  • Und Once bietet nur einen Vorschlag pro Tag an, anstatt stun­den­lang zu swipen.

Wie Nutzer Dat­ing-Apps bess­er nutzen können

  • Die Nutzer kön­nen selb­st Maß­nah­men ergreifen, um Frus­tra­tion und unge­sun­des Nutzerver­hal­ten zu vermeiden.
  • Kab­itzsch rät ihnen, sich bewusst zu machen, was sie wollen und was sie suchen.
  • Außer­dem soll­ten sie sich die Zeit nehmen, andere Pro­file in Ruhe anzuschauen und nicht zu vergessen, dass hin­ter jedem Pro­fil ein Men­sch mit Gefühlen steht.
  • Indis­che Frauen wen­den sich dem Online-Dat­ing zu
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  • Wenn man gegeis­tert” wird, d. h. wenn jemand plöt­zlich und ohne Erk­lärung den Kon­takt abbricht oder nur ein paar Likes erhält, hil­ft es, sich dessen bewusst zu sein, sagt sie: Was abgelehnt’ wird, sind nicht Sie als Per­son, son­dern nur der winzige Teil, den Sie online von sich preis­gegeben haben.”
  • Kab­itzsch ken­nt auch den Such­taspekt von Dating-Apps.
  • Ich habe sog­ar schon mal meine Hal­testelle ver­passt, weil ich so ver­tieft in das Tin­der-Spiel’ war”, sagt sie.
  • Die Dat­ing-Exper­tin rät daher, regelmäßig Pausen von Tin­der und Co. einzule­gen — spätestens dann, wenn sich das Online-Dat­ing als Belas­tung anfühlt.
  • Die vie­len Türen, die das Online-Dat­ing für uns öffnet, kön­nen über­wälti­gend sein — im pos­i­tiv­en wie im neg­a­tiv­en Sinne.
  • Ein bewusster Umgang mit den Apps kann dabei helfen, her­auszufind­en, ob man in Rich­tung Paarung swipen oder seine Zeit ver­schwen­den will.
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