Tak Bai/Krue Se - Alte Wunden, die nie wirklich heilen

Ein thailändis­ch­er Sol­dat ste­ht neben beschlagnahmten Waf­fen, die aus­gestellt sind, während Sicher­heit­skräfte das Fluss­bett nach nächtlichen Zusam­men­stößen in der Prov­inz Narathi­wat im mehrheitlich mus­lim­is­chen Süden Thai­lands durch­suchen, 26. Okto­ber 2004. Thai­lands unruhiger Süden wurde in der Nacht von spo­radis­ch­er Gewalt erschüt­tert, obwohl eine Aus­gangssperre ver­hängt wurde, nach­dem Zusam­men­stöße zwis­chen Sicher­heit­skräften und Demon­stran­ten sechs Tote und Dutzende Ver­let­zte gefordert hat­ten, wie Beamte am 26. Okto­ber mitteilten. 

Von Tul­sathit Taptim

Was für den einen Gerechtigkeit ist, ist für den anderen Unter­drück­ung. Das gilt für jedes poli­tis­che Sys­tem. Am 28. April 2004 sucht­en 32 ange­blich bewaffnete Per­so­n­en in der Krue Se Moschee in Pat­tani Zuflucht, nach­dem mehr als 100 Mil­i­tante Angriffe auf zehn Polizeiposten in Pat­tani, Yala und Songkhla verübt hat­ten. Nach einem lan­gen Gefecht mit den Sicher­heit­skräften wur­den die Men­schen in der Moschee getötet, und viele weit­ere star­ben außer­halb der Moschee. Einige Monate später ereignete sich der Vor­fall von Tak Bai.

In der Prov­inz Narathi­wat ver­sam­melten sich am 25. Okto­ber 2004 Hun­derte von Men­schen vor ein­er Polizeis­ta­tion im Bezirk Tak Bai, um gegen die Ver­haf­tung von sechs Män­nern zu protestieren. Als die Menge ange­blich ver­suchte, die Polizeiab­sper­rung zu über­winden und in die Wache einzu­drin­gen, wurde die Polizei mit Trä­nen­gas und Wass­er ange­grif­f­en. Die Polizei reagierte mit Trä­nen­gas und Wasser­w­er­fern, und die Menge begann, Steine zu wer­fen. Es wur­den Schüsse in die Luft und dann in die Menge abge­feuert, wobei einige Men­schen getötet wurden.

Hun­derte von Demon­stran­ten wur­den noch am Tatort festgenom­men. Bericht­en zufolge wurde ihnen befohlen, sich bis zur Taille auszuziehen, sich auf den Bauch zu leg­en und zu nahegele­ge­nen Last­wa­gen zu kriechen, die sie an einen anderen Ort brin­gen soll­ten. Von Jour­nal­is­ten aufgenommenes Film­ma­te­r­i­al bestätigte den Vor­wurf kör­per­lich­er Über­griffe auf viele ver­haftete Demonstranten.

In den Last­wa­gen wur­den die Häftlinge übere­inan­der gestapelt und in ein Armee­lager im tiefen Süden trans­portiert. Infolge dieser lan­gen Fahrt star­ben zahlre­iche Men­schen an Erstick­ung oder extremen Organfehlfunktionen.

Die Vor­fälle waren eine große Delle in der Amt­szeit von Thaksin Shi­nawa­tra, und es wird immer noch darüber nachgedacht und daran erin­nert. Aber stellen Sie sich die lokalen und inter­na­tionalen Auswirkun­gen vor, wenn sie sich beispiel­sweise unter der Regierung Prayut ereignet hätten.

Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen” im In- und Aus­land hät­ten 10-mal mehr Lärm gemacht. Es wären sofort harte west­liche Sank­tio­nen ver­hängt wor­den. Poli­tik­er auf ein­er Seite der poli­tis­chen Kluft hät­ten nie davon abge­lassen. Aktivis­ten hät­ten wöchentlich öffentliche Foren zu diesem The­ma abge­hal­ten. Auf jedem Anti-Regierungs-Protest wären Tak Bai- und Krue Se-Plakate zu sehen gewesen.

Stellen Sie sich vor, Prayut hätte gesagt, er spiele Golf, während die Mus­lime in Tak Bai star­ben. Genau das hat Thaksin während oder kurz nach den Ver­haf­tun­gen und dem tödlichen Trans­port getan. Bei einem Gespräch im Club­haus sagte der ehe­ma­lige Pre­mier­min­is­ter, dass er keine Einzel­heit­en der Mil­itär­op­er­a­tion in Tak Bai an diesem Tag kan­nte und nur Mil­itär­berichte erhielt, während er seinen Golf­schläger schwang. (Es ist unklar, wann er Golf spielte, aber während” wäre unan­genehm gewe­sen und kurz danach” wäre infam.)

Die Entschei­dung von Par­la­mentspräsi­dent Chuan Leek­pai, sich mit den Anwäl­ten von Thaksin Shi­nawa­tra wegen dessen Äußerun­gen über den tiefen Süden anzule­gen, die let­zter­er als Ver­leum­dung ansah, kön­nte Prayut also mehr nutzen als den Demokraten.

Anstatt die Ver­leum­dungsklage von Thaksin gegen ihn aus­laufen zu lassen, hat Chuan beschlossen, sie am Leben zu erhal­ten. Doch Chuans Demokratis­che Partei hat den Süden Thai­lands bei den Wahlen ohne­hin dominiert, und die Pheu Thai Partei, die eng mit Thaksin ver­bun­den ist, wird den Nor­dosten auf jeden Fall erobern. Die Wieder­bele­bung von Krue Se und Tak Bai kön­nte daher Thaksin betr­e­f­fen, nicht aber die Demokraten.

Ein Krieg der Worte hat begonnen, in dem Thaksin dem Mil­itär die Schuld zu geben scheint, nicht der Regierungspoli­tik. Er wies darauf hin, dass ein gewiss­er Praw­it Wong­suwan Chef der Armee war, als Tak Bai geschah, und dass es Gren­zen für das gab, was er als Pre­mier­min­is­ter tat­säch­lich tun kon­nte. Thaksin bezog sich auf Praw­it, als es um die Entschädi­gung der Fam­i­lien der Toten ging, aber die Imp­lika­tion ist, dass der Pre­mier­min­is­ter für das, was schief gelaufen ist, nicht ganz ver­ant­wortlich sein kann.

Als Praw­it von Reportern auf Thaksins Vorschlag ange­sprochen wurde, dass er (Praw­it) es bess­er wis­sen sollte, was Entschädi­gun­gen ange­ht, sagte er: Fra­gen Sie ihn (Thaksin). Das impliziert, dass das Mil­itär nicht für den Tod und das Leid ver­ant­wortlich gemacht wer­den kann.

Jed­er muss jedoch vor­sichtig sein. Es hat den Anschein, als würde die Poli­tik ander­swo die Prob­leme im tiefen Süden weit­er verkom­plizieren, dessen charak­ter­is­tis­che Prob­leme ohne­hin schon kom­plex sind, so dass Krue Se und Tak Bai völ­lig unab­hängig davon behan­delt wer­den müssen, wer Pre­mier­min­is­ter und Armeechef ist.

Im Zusam­men­hang mit der Gewalt in der Region sind poli­tis­che Schuldzuweisun­gen an der Tage­sor­d­nung. Während Sol­dat­en und Poli­tik­er mit dem Fin­ger aufeinan­der zeigen, sind nur sehr wenige nicht-mus­lim­is­che Per­so­n­en vor Gericht gelandet. Nach­dem mehrere Regierun­gen Hun­derte von Mil­liar­den Baht an Entwick­lungs- und Hil­f­s­geldern in die unruhige Region gepumpt haben, um den Auf­s­tand zu bekämpfen, offen­bar in dem Irrglauben, dass die großen Prob­leme ver­schwinden, sobald es den Men­schen finanziell bess­er geht, explodieren immer noch Bomben und ster­ben immer noch Menschen.

Der Fall Chuan gegen Thaksin kön­nte die Men­schen lehren, dass Men­schen­rechtsver­let­zun­gen jed­erzeit und über­all vorkom­men kön­nen. Es kann ein schmerzhafter chirur­gis­ch­er Prozess sein oder ein­fach nur alte Wun­den ver­schlim­mern, die noch nicht ganz ver­heilt sind. Es gibt Grund zur Besorg­nis, denn so wie es aussieht, kom­men jet­zt poli­tis­che Fak­toren ins Spiel, die bei den Todes­fällen in Krue Se und Tak Bai noch nicht vorhan­den waren.

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