Meinung: Thailands neue Steuerrichtlinie birgt die Gefahr, Investoren und die digitale Belegschaft zu entfremden

Meinung: Thailands neue Steuerrichtlinie birgt die Gefahr, Investoren und die digitale Belegschaft zu entfremden

Um Geset­zes­lück­en zu schließen und die Steuere­in­nah­men zu erhöhen, hat das thailändis­che Finanzmin­is­teri­um kür­zlich eine neue Richtlin­ie erlassen, die am 1. Jan­u­ar 2024 in Kraft treten soll. Die Anord­nung zielt auf Per­so­n­en — sowohl thailändis­che Staats­bürg­er als auch Aus­län­der — ab, die Einkom­men aus dem Aus­land beziehen, und ver­langt von ihnen, thailändis­che Steuern zu zahlen, wenn dieses Einkom­men ins Land gebracht wird. Während die Absicht lobenswert sein mag, birgt die Art und Weise der Umset­zung die Gefahr, dass die Attrak­tiv­ität des Lan­des für aus­ländis­che Inve­storen und die aufkeimende Gemein­schaft der dig­i­tal­en Nomaden und Fernar­beit­er desta­bil­isiert wird.

Die Achilles­ferse der Richtlin­ie ist in ihrem Kern die Unklarheit. Abschnitt 41, Absatz 2 der Abgabenord­nung ist bere­its ein kom­plex­er Recht­sakt, der für ver­schiedene Ausle­gun­gen offen ist. Die neue Verord­nung fügt eine weit­ere Ebene der Unsicher­heit hinzu, mit unklaren Bes­tim­mungen darüber, wer genau diese neuen Steuern zu zahlen hat und wann. Solche rechtlichen Unklarheit­en sind ein Warnsignal für aus­ländis­che Inve­storen, die Sta­bil­ität und Vorherse­hbarkeit bei Steuer­regelun­gen schätzen.

Thai­land ist seit langem ein Zuflucht­sort für dig­i­tale Nomaden und bietet eine attrak­tive Mis­chung aus niedri­gen Leben­shal­tungskosten, gutem Wet­ter und ein­er lebendi­gen Kul­tur. Diese Men­schen tra­gen nicht nur zur Wirtschaft bei, son­dern brin­gen auch ein Milieu von Inno­va­tion und Fach­wis­sen mit. Die neue Steuer­richtlin­ie wirft einen dun­klen Schat­ten auf dieses Arrange­ment. Unklare Steuer­vorschriften machen Thai­land für diese ort­sun­ab­hängi­gen Arbeit­skräfte weniger attrak­tiv, die sich sehr wohl für andere Län­der mit gün­stigeren Steuer­regelun­gen entschei­den könnten.

Die COVID-19-Pan­demie hat die Arbeit­s­land­schaft drama­tisch verän­dert, so dass die Arbeit aus der Ferne nicht nur eine Option, son­dern oft eine Notwendigkeit ist. Die neue Steuer­vorschrift kön­nte Unternehmen davon abhal­ten, Remote-Teams in Thai­land einzuricht­en oder sog­ar lokale Tal­ente zu nutzen, da die steuer­lichen Auswirkun­gen zu kom­plex wer­den kön­nten, um sie zu bewältigen.

Aus­ländis­che Direk­t­in­vesti­tio­nen (ADI) sind für jede Wirtschaft von entschei­den­der Bedeu­tung, erst recht für eine sich entwick­el­nde Wirtschaft wie Thai­land. Die neuen Steuer­vorschriften brin­gen eine zusät­zliche Kom­plex­ität mit sich, die aus­ländis­che Direk­t­in­vesti­tio­nen sehr wohl abschreck­en kön­nte. Die man­gel­nde Klarheit der Steuerge­set­ze kön­nte als ein Man­gel an Trans­parenz emp­fun­den wer­den und das Ver­trauen zwis­chen der Regierung und aus­ländis­chen Inve­storen untergraben.

Die Absicht der thailändis­chen Regierung, die Steuere­in­nah­men zu erhöhen, ist zwar ver­ständlich, aber der mit dieser neuen Richtlin­ie ver­fol­gte Ansatz ist mit Prob­le­men behaftet. Für ein Land, das an der Spitze der sich entwick­el­nden Weltwirtschaft ste­hen will, scheint die Ent­frem­dung aus­ländis­ch­er Inve­storen und dig­i­taler Arbeit­skräfte ein Schritt in die falsche Rich­tung zu sein. Eine Über­prü­fung und mögliche Umstruk­turierung dieser Steuer­richtlin­ie kön­nte für die Aufrechter­hal­tung der Wet­tbe­werb­s­fähigkeit Thai­lands auf der Welt­bühne uner­lässlich sein.

Da sich die Welt auf ein flex­i­bleres, dig­i­tales Arbeit­sum­feld zube­wegt, läuft Thai­land Gefahr, zurück­zubleiben, wenn es nicht in der Lage ist, eine sta­bile, trans­par­ente und ein­ladende Atmo­sphäre für die Men­schen und Unternehmen der Zukun­ft zu schaffen.

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Kommentare

Jan Christian Severin | 02.10.2023

Wenn die geplante Steuerreform für Ausländer insbesondere für Rentner die in Thailand leben bedeutet ihre Rente versteuern zu müssen - dann war‘s das mit Thsiland als Rentnerparadies.


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