Kann Pita Limjaroenrat Premierminister werden? Drei mögliche Szenarien

Bangkok — Während sich der Staub nach den Par­la­mentswahlen 2023 legt, haben sich die Gedanken auf die Auf­gabe der Koali­tions­bil­dung gerichtet.

Vor der Wahl hat­ten Dr. Napon Jatus­rip­i­tak und ich drei mögliche Szenar­ien skizziert: 1) der Sta­tus quo, bei dem die kon­ser­v­a­tive Koali­tion, die Prayut 2019 zusam­mengestellt hat, weit­er regiert, 2) ein Erdrutschsieg der Oppo­si­tion, bei dem die regierungs­feindlichen Parteien das Par­la­ment stür­men und ihre eigene Regierung bilden, und 3) ein poli­tis­ch­er Crossover, bei dem sich selt­same Gesellen wie Pheu Thai und Palang Pracharath zusam­men­tun, um eine Regierung zu bilden.

Es ist nun klar, dass die Oppo­si­tion gewon­nen hat, allerd­ings auf eine Art und Weise, die nur wenige Ana­lysten (oder selb­st die opti­mistis­chsten Move For­ward-Anhänger) vorherge­sagt hät­ten: Die größte Partei im Par­la­ment wird Move For­ward sein, dicht gefol­gt von Pheu Thai. Doch der Weg, diese Sitze in eine von Move For­ward geführte Regierung mit Pita Lim­jaroen­rat als Pre­mier­min­is­ter zu ver­wan­deln, ist alles andere als ger­adlin­ig. Ins­beson­dere angesichts der Tat­sache, dass Pita Lim­jaroen­rat noch viele Stim­men davon ent­fer­nt ist, eine Abstim­mung im Par­la­ment zu gewin­nen, ist es eine Über­legung wert, was passieren kön­nte, wenn es zu einem par­la­men­tarischen Still­stand kommt.

Szenario 1: Eine pro­gres­sive Regierung unter Führung von Move Forward

Die erste mögliche Koali­tion ist diejenige, an deren Bil­dung Move For­ward derzeit arbeit­et. Pita hat jet­zt eine voraus­sichtliche Koali­tion aus sechs Parteien angekündigt: Move For­ward, Pheu Thai, Thai Sang Thai, Prachachat, Seri Ruam Thai und Pen Tham. Die meis­ten dieser Parteien gehörten im vorigen Par­la­ment zur Oppo­si­tion; alle sind als Anti-Régime-Parteien aus­gerichtet. Zusam­men würde diese Koali­tion über 310 Sitze im Par­la­ment ver­fü­gen, eine große Mehrheit im Unter­haus, die es Pita nor­maler­weise leicht machen würde, Pre­mier­min­is­ter zu werden.

Die größte Her­aus­forderung für diese Koali­tion ist jedoch die Frage, ob es ihr gelin­gen wird, die Unter­stützung des Sen­ats zu erlan­gen oder nicht. Artikel 272 der Ver­fas­sung besagt, dass der Pre­mier­min­is­ter mit der Unter­stützung von mehr als der Hälfte bei­der Par­la­mentskam­mern ernan­nt wer­den muss. Das bedeutet, dass Pita die Unter­stützung von 376 Abge­ord­neten und Sen­a­toren erhal­ten muss. Es reicht nicht aus, dass sich der Sen­at der Stimme enthält; 66 der 250 Sen­a­toren müssen aktiv für Pita stim­men, voraus­ge­set­zt, dass kein­er der Abge­ord­neten, die nicht der Koali­tion ange­hören, für ihn stimmt. Das ist eine große Auf­gabe, wenn man bedenkt, dass alle 250 Sen­a­toren 2019 für Prayut ges­timmt haben.

Aber kann es gelin­gen? Wie Par­it Watcha­rasind­hu, Mit­glied von Move For­ward, anmerkt, haben 64 Sen­a­toren bere­its früher dafür ges­timmt, dem Sen­at die Befug­nis zur Wahl des Pre­mier­min­is­ters zu entziehen. Wenn sie sich an das gle­iche Prinzip hal­ten, das Pita zum Pre­mier­min­is­ter gewählt hat, würde das die Partei ver­lock­end nahe an die Macht brin­gen. Min­destens sieben Sen­a­toren haben bere­its erk­lärt, dass sie bere­it wären, für Pita zu stimmen.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass Move For­ward die Parteien, die sie nicht in die Koali­tion ein­ge­laden hat, davon überzeugt, Pita als Pre­mier­min­is­ter zu unter­stützen, weil sie dazu beitra­gen soll­ten, die Macht des Sen­ats zu beseit­i­gen. Bhum­jaithai, eine Partei mit 70 Sitzen, die Pitas Dilem­ma automa­tisch lösen würde, hat sich bere­its aus ein­er Move For­ward-Koali­tion aus­geschlossen, weil diese das Gesetz über die Majestäts­belei­di­gung ablehnt. Palang Pracharath, Unit­ed Thai Nation und die Demokrat­en haben sich eben­falls gegen eine Änderung des Majestäts­belei­di­gungs­ge­set­zes aus­ge­sprochen; es bleibt abzuwarten, ob sie dem Beispiel Bhum­jaithais fol­gen wer­den. In der Zwis­chen­zeit hat sich Pita geweigert, von diesem poli­tis­chen Ver­sprechen abzurücken.

Dieses The­ma kön­nte auch einige Sen­a­toren dazu ver­an­lassen, Pita nicht zu unter­stützen. Min­destens zwei Sen­a­toren haben bere­its angekündigt, dass Pitas Hal­tung zur königlichen Reform es ihnen unmöglich macht, ihn zu unterstützen.

Eine von Pita geführte fortschrit­tliche Regierung wäre zwar das Ergeb­nis, das dem Wahlergeb­nis am näch­sten käme, aber sie hat auch den schwierig­sten Weg vor sich, um 376 Stim­men im Par­la­ment zu erhal­ten. Es bleibt abzuwarten, ob der Druck der Bevölkerung die regierungs­fre­undlichen Parteien oder den Sen­at bee­in­flussen kann oder nicht.

Szenario 2: Ein von der Pheu Thai geführter poli­tis­ch­er Umbruch

Sollte es Pita nicht gelin­gen, entwed­er die kon­ser­v­a­tiv­en Parteien oder einen bedeu­ten­den Teil des Sen­ats von sein­er Unter­stützung zu überzeu­gen, wären andere Parteien gefordert, eine tragfähige Regierungskoali­tion zu bilden. Obwohl die Parteiführer erk­lärt haben, dass sie nicht beab­sichti­gen, mit Move For­ward bei der Bil­dung ein­er konkur­ri­eren­den Koali­tion zu konkur­ri­eren, würde Pheu Thai, sollte sich der par­la­men­tarische Still­stand als unüber­wind­bar erweisen, nicht gegen die Kon­ven­tio­nen ver­stoßen, wenn sie ver­suchen würde, eine alter­na­tive Regierung zu bilden.

Für eine mögliche Pheu Thai-geführte Regierung gibt es mehrere Formeln. Eine davon wäre, die Koali­tion, die Move For­ward zusam­mengestellt hat, im Wesentlichen beizube­hal­ten, aber Pita gegen einen der drei Pre­mier­min­is­terkan­di­dat­en der Pheu Thai auszu­tauschen: Paethongth­arn Shi­nawa­tra, Sret­tha Thav­isin, oder Chaikasem Nitisiri. Aber die Präsenz von Move For­ward in der Koali­tion, selb­st als Junior­mit­glied, kön­nte Pheu Thai vor ähn­liche Prob­leme stellen wie eine Pita-geführte Regierung.

Die andere Möglichkeit wäre, Move For­ward ganz fall­en zu lassen und eine alter­na­tive Koali­tion anzus­treben. Bhum­jaithai und Chart Thai Pat­tana wären mit Sicher­heit bere­it, mit einem Pheu Thai-Pre­mier­min­is­ter zusam­men­zuar­beit­en. Die Trumpfkarte wäre jedoch, Palang Pracharath in die Koali­tion einzu­laden. Dies würde bedeuten, dass die Pheu Thai ihr spätes Ver­sprechen an die Wäh­ler, nicht mit Praw­it zusam­men­zuar­beit­en, brechen würde, aber der Bruch eines Wahlver­sprechens ist in der thailändis­chen Poli­tik nichts Neues. Ein solch­er Schritt würde dieser Koali­tion eine Mehrheit im Unter­haus ver­schaf­fen. Eben­so wichtig ist, dass Praw­it wahrschein­lich in der Lage ist, eine Rei­he von Sen­a­toren, an deren Ernen­nung er als Vor­sitzen­der des Auss­chuss­es, der die Sen­a­toren auswählte, beteiligt war, dazu zu bewe­gen, einen Kan­di­dat­en sein­er Wahl zu unter­stützen. Ein Sen­a­tor hat sog­ar erk­lärt, er würde lieber für Paethongth­arn als für Pita stimmen.

Würde Pheu Thai diesen Weg ein­schla­gen, wenn Move For­ward bei der Bil­dung ein­er Regierung scheit­ert? Das ist schw­er zu sagen. Es spricht nicht unbe­d­ingt etwas dage­gen, dass die zweit­größte Partei eine Regierung bildet, wenn die größte Partei scheit­ert. Es wäre jedoch ein Desaster für die Öffentlichkeit­sar­beit, nach­dem die Partei mehrfach in der Presse erk­lärt hat, dass sie keine Konkur­ren­zkoali­tion anstreben wird. Die Parteiführung von Pheu Thai wird wis­sen, dass die Bil­dung ein­er Regierung, die Move For­ward in die Oppo­si­tion bringt, die Pop­u­lar­ität von Pheu Thai nur weit­er schwächen würde, während der Rivale in der Pole Posi­tion wäre, bei den näch­sten Wahlen noch mehr Sitze zu gewinnen.

Der Weg, der vor uns liegt, ist jedoch lang; die Mei­n­un­gen kön­nen sich ändern, je nach­dem, wie sich die Umstände entwick­eln. Wäre der Ver­such, nach einem par­la­men­tarischen Still­stand eine Regierung zu bilden, in jedem Fall als Ver­such zu werten, eine rival­isierende Koali­tion zu bilden?

Szenario 3: Eine kon­ser­v­a­tive Minderheitsregierung

Das let­zte und unwahrschein­lich­ste Szenario, das ein­treten kön­nte, ist eine kon­ser­v­a­tive Min­der­heit­sregierung. In diesem Fall wür­den sich alle derzeit­i­gen Koali­tion­sparteien zusam­men­tun, um eine Regierung zu bilden, wobei der Pre­mier­min­is­ter von den bei­den größten Parteien der derzeit­i­gen Regierung, entwed­er Bhum­jaithai oder Palang Pracharath, gestellt würde. Mit Hil­fe des Sen­ats kön­nen sie eine Par­la­mentsab­stim­mung durchsetzen.

Es ist jedoch äußerst unwahrschein­lich, dass diese Option zum Tra­gen kommt und Erfolg hat, und zwar aus zwei Grün­den. Erstens haben mehrere Parteien zuge­sagt, dass sie eine Min­der­heit­sregierung nicht unter­stützen wür­den. Zweit­ens bedeutet die psy­chol­o­gis­che Wirkung eines Erdrutsches der Oppo­si­tion, dass nur wenige dieser Parteien, die noch immer benom­men von ihrer Nieder­lage sind, es wagen wür­den, sich für das Amt des Pre­mier­min­is­ters aufzustellen. Und was noch wichtiger ist: Der Sen­at beteiligt sich nicht an einem Mis­strauensvo­tum. Eine Min­der­heit­sregierung würde also sehr schnell stürzen, da die Oppo­si­tion ein Mis­strauensvo­tum aus­lösen würde, das eine Min­der­heit­skoali­tion mit Sicher­heit ver­lieren würde. Dieser Weg ist ein sicher­er Weg zu vorge­zo­ge­nen Neuwahlen.

Es ist anzumerken, dass in keinem dieser drei Szenar­ien mögliche gerichtliche Ein­griffe berück­sichtigt wur­den. Pita kön­nte immer noch als Abge­ord­neter dis­qual­i­fiziert wer­den, wenn sich her­ausstellt, dass er Anteile an einem nicht mehr existieren­den Medi­enun­ternehmen hält, was zu ein­er Abwand­lung des ersten Szenar­ios führen kön­nte: eine Koali­tion, die Move For­ward ein­schließt, aber notge­drun­gen von einem Pheu Thai Pre­mier­min­is­ter geführt wird. Es kann auch zu anderen Dis­qual­i­fika­tio­nen kom­men, die das par­la­men­tarische Kalkül verän­dern wür­den. Da die Wahlkom­mis­sion 60 Tage Zeit hat, um die Wahlen zu bestäti­gen, bleibt noch viel Zeit für Wahlkampfgetümmel.

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