Gastbeitrag: In einer Welt des Aufmerksamkeitsdefizits ist es eine Herausforderung Themen wie den Frieden in der Ukraine und Myanmar anzusprechen

Gastbeitrag: In einer Welt des Aufmerksamkeitsdefizits ist es eine Herausforderung Themen wie den Frieden in der Ukraine und Myanmar anzusprechen

Gast­beitrag: Anlässlich des Inter­na­tionalen Frieden­stages der UNO hielt Herr Praw­it Rojanapruk, Geschäfts­führer des Pri­di Banomy­ong-Insti­tuts, am 21. Sep­tem­ber 2023 eine aus­geze­ich­nete Grund­satzrede in der Siam Uni­ver­sität in Bangkok.

Deutsche Über­set­zung:

Sehr geehrter Herr Dr. Porn­chai Mongkhon­va­n­it, Präsi­dent der Siam Uni­ver­sität, Ajarn Ekachai Chain­u­vati, Rechts­dozent an der Siam Uni­ver­sität, Dozen­ten und Stu­den­ten, es ist mir eine große Ehre, heute hier zu sein und vor dieser illus­tren Runde zu sprechen, um den diesjähri­gen Inter­na­tionalen Frieden­stag der UN zu begehen.”

Wie Sie vielle­icht schon wis­sen, vertrete ich heute als Mit­glied des Exeku­ti­vauss­chuss­es das Pri­di-Banomy­ong-Insti­tut, das nach dem ver­stor­be­nen Pri­di Banomy­ong benan­nt wurde, dem Mann, der den Auf­s­tand, der 1932 die absolute Monar­chie been­dete, mit ange­führt hat.

Bevor ich Sie mit weit­eren Einzel­heit­en über das Insti­tut lang­weile, möchte ich gle­ich ein Geständ­nis ablegen: 

Die Aufmerk­samkeit für den Frieden ist in ein­er Welt des Aufmerk­samkeits­de­fiz­its schw­er aufrechtzuer­hal­ten, vor allem, wenn Kon­flik­te oder Kriege weit weg von zu Hause stattfinden.

In meinem Fall, als pro­fes­sioneller Jour­nal­ist, war die ukrainis­che Botschaft in Bangkok so fre­undlich, mir (und eini­gen anderen in Thai­land) seit über einem Jahr wöchentlich die neuesten Infor­ma­tio­nen über die rus­sis­che Inva­sion in der Ukraine zu schicken. 

(Die let­zte Mel­dung, die ich erhielt war am 19. Sep­tem­ber und wird War Bul­letin” genannt.)

Erlauben Sie mir, einen Teil davon hier zu zitieren:

  • War Bul­letin, 15. Sep­tem­ber, 18.00 Uhr MEZ
  • Im Laufe des Tages kam es zu 17 Kampfhand­lun­gen. Außer­dem führte die Rus­sis­che Föder­a­tion einen weit­eren Luftan­griff durch iranis­che Kampf­drohnen Sha­heed-136/131” durch. Als Ergeb­nis der erfol­gre­ichen Kamp­far­beit der Kom­po­nen­ten der Vertei­di­gungskräfte wur­den alle 17 feindlichen Sha­heeds” zerstört…”

Dies ist nur ein Teil des Bul­letins, und ich muss geste­hen, dass ich seit vie­len Monat­en keines der Bul­letins gele­sen habe, die mir von der ukrainis­chen Botschaft in Bangkok zugeschickt wur­den, bis ich es für meine heutige Rede ver­wen­den konnte.

Nein, ich bin nicht für die rus­sis­che Inva­sion.

In den Tagen nach der rus­sis­chen Inva­sion in der Ukraine im Feb­ru­ar 2022 schrieb ich eine Kolumne, in der ich klarstellte, dass die Inva­sion (oder wie es Rus­s­land nen­nt: spezielle Mil­itär­op­er­a­tion”) nicht zu recht­fer­ti­gen war und verurteilt wer­den musste, und forderte die thailändis­che Regierung auf, den Frieden über die nationalen Inter­essen zu stellen.

Ich nehme also an, dass die rus­sis­che Botschaft in Bangkok davon wusste und mich daher nicht per E‑Mail über ihre spezielle Mil­itär­op­er­a­tion” in der Ukraine informierte.

Ich muss geste­hen, dass ich mich als thailändis­ch­er Bürg­er und Jour­nal­ist angesichts des Krieges in dem weit ent­fer­n­ten Land hil­f­los, ja fast apathisch füh­le, als ob ich wenig oder gar nichts zum Frieden in diesem Teil der Welt beitra­gen könnte.

Näher an meinem Heimat­land bin ich frus­tri­ert über die Gle­ichgültigkeit viel­er Thais gegenüber der bluti­gen Unter­drück­ung durch die rück­sicht­slose burme­sis­che Mil­itär­jun­ta und den anhal­tenden Kon­flik­ten in Myan­mar, obwohl Thai­land seine läng­ste Gren­ze mit Myan­mar teilt (2.202 Kilo­me­ter ins­ge­samt, um genau zu sein) und Bangkok schätzungsweise mehr als eine Mil­lion Wan­der­ar­beit­er aus diesem Nach­bar­land beherbergt.

Viele Thailän­der scheinen dies zu ignori­eren und gle­ichgültig zu sein.

In den Wochen vor den Par­la­mentswahlen in Thai­land im Mai dieses Jahres machen sich nur sehr wenige poli­tis­che Parteien die Mühe, der Öffentlichkeit mitzuteilen, wie ihre Außen­poli­tik gegenüber der Mil­itär­jun­ta in Myan­mar ausse­hen wird.

Wahrschein­lich ist es der Mehrheit, wenn nicht sog­ar den meis­ten thailändis­chen Wäh­lern egal, so dass sie denken was soll’s”.

Hier liegt ein Haupthin­der­nis für viele Thais, wirk­lich Mit­glied der inter­na­tionalen Gemein­schaft zu wer­den und den Welt­frieden zu fördern.

Thais kön­nen nicht eng­stirnig und apathisch sein und Welt­frieden erwarten.

Wir müssen neugierig sein, unsere Kom­fort­zone” ver­lassen und den eng definierten Begriff des Nation­al­is­mus (oder der eth­nis­chen Zuge­hörigkeit, der Sprache, der Kul­tur, der Reli­gion und der poli­tis­chen Überzeu­gung), der uns vorschreibt, dass wir uns von Aus­län­dern unter­schei­den” und uns mehr um die Beziehun­gen und Inter­essen zwis­chen Staat­en als zwis­chen den Men­schen küm­mern müssen, über­winden, wenn nicht gar aufgeben.

Wir müssen Druck auf unsere jew­eili­gen Regierun­gen ausüben, damit sie als Mit­glieder der inter­na­tionalen Gemein­schaft ver­ant­wor­tungsvoller handeln.

Meine Botschaft, ins­beson­dere an die Stu­den­ten hier an der Siam-Uni­ver­sität, vor allem an die Thais, ist, dass wir ler­nen müssen, uns weniger als Thais zu fühlen und ver­suchen müssen, ein Welt­bürg­er zu sein.

Dazu müssen wir Fremd­sprachen ler­nen (und nicht nur Englisch, denn nur so kön­nen wir uns aus dem Gefäng­nis ein­er einzi­gen Sprache befreien, die unsere Wahrnehmung der Welt prägt), in andere Län­der reisen (im Gegen­satz zu touris­tisch”), neue Kul­turen ken­nen ler­nen und erken­nen, dass wir mehr gemein­sam haben als das, was uns tren­nt — so kön­nen wir anfan­gen, den Glauben an die Men­schheit wiederherzustellen.

All dies ist leichter gesagt als getan, denn manch­mal fühlen wir uns durch die ständi­ge Bom­bardierung mit Nachricht­en aus dem Aus­land desen­si­bil­isiert (oder durch unsere eigene parochiale Echokam­mer in den sozialen Medi­en gefan­gen), aber bitte, bitte geben Sie nicht auf und leis­ten Sie Wider­stand — ver­suchen Sie es, son­st kön­nen wir nicht erwarten, dass es mehr Aktio­nen für den Frieden gibt.

Vergessen Sie bitte nicht, die E‑Mails zu lesen, die Ihnen einige Botschaften, das UNHCR oder UNICEF in einem verzweifel­ten Ver­such schick­en, Sie darauf aufmerk­sam zu machen, was außer­halb Ihrer Kom­fort­zone geschieht.

Der Artikel wurde erst­mals als Grund­satzrede an der Siam-Uni­ver­sität am 21. Sep­tem­ber 2023 anlässlich des Inter­na­tionalen Frieden­stages der UNO gehalten.

Der Autor hielt die Rede in sein­er Eigen­schaft als Vor­stand des Pri­di Banomy­ong Insti­tute, eines gemein­nützi­gen Insti­tuts zur Förderung von Demokratie, Frei­heit, Gle­ich­heit und dem Ver­mächt­nis des ver­stor­be­nen Staats­man­nes Pridi.

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