Die Pridi-Dokumente erklärt

Die Pridi-Dokumente erklärt

Das Ver­mächt­nis von Pri­di Banomy­ong, ein­er Schlüs­selfig­ur beim Über­gang Thai­lands von der absoluten Monar­chie zur kon­sti­tu­tionellen Regierung, weckt weit­er­hin Inter­esse und Speku­la­tio­nen, ins­beson­dere im Hin­blick auf eine Samm­lung sein­er per­sön­lichen Doku­mente, die in Paris auf­be­wahrt wird und dieses Jahr eröffnet wer­den soll.

Pri­di, ein promi­nen­ter thailändis­ch­er Staats­mann, Recht­san­walt und Wirtschaftswis­senschaftler, war maßge­blich an der Rev­o­lu­tion von 1932 beteiligt, die die poli­tis­che Land­schaft Thai­lands verän­derte. Sein anschließen­des Exil, das 1947 inmit­ten poli­tis­ch­er Unruhen und nach dem Tod von Rama VIII. begann, führte ihn zunächst nach Chi­na und dann nach Frankreich.

Die Fasz­i­na­tion, die von Pridis Doku­menten aus­ge­ht, rührt daher, dass sie ungeah­nte Ein­blicke in die poli­tis­che Geschichte Thai­lands bieten, ins­beson­dere in Bezug auf wichtige Ereignisse vor, während und nach dem Zweit­en Weltkrieg. Über den Inhalt dieser Papiere gibt es zahlre­iche Speku­la­tio­nen. Es wird ver­mutet, dass sie wichtige Details über die Rev­o­lu­tion von 1932, Banomy­ongs Regierungsstrate­gien und seine Ansicht­en über geschätzte Insti­tu­tio­nen enthal­ten. Die Erwartung, die mit diesen Doku­menten ver­bun­den ist, ist nicht nur akademisch, son­dern birgt das Poten­zial, his­torische Erzäh­lun­gen und Wahrnehmungen der poli­tis­chen Geschichte Thai­lands neu zu gestalten.

Eine wichtige Entwick­lung ist, dass thailändis­che Exi­lanten in Frankre­ich behaupteten, sie hät­ten kür­zlich einige von Pridis Briefen erhal­ten, die veröf­fentlicht wer­den soll­ten. Diese Briefe wer­den nun über­set­zt und haben im Inter­net ein großes Inter­esse geweckt. Unter dem Hash­tag #จดหมายปรีดี kur­sieren unbestätigte Berichte von Nithi­wat Wan­nasiri von Faiyen, einem thailändis­chen Exi­lanten in Frankre­ich, wonach diese Briefe heute geöffnet wer­den sollen.

Die Briefe, die der franzö­sis­chen Regierung anver­traut wur­den, befind­en sich in den diplo­ma­tis­chen Archiv­en des franzö­sis­chen Außen­min­is­teri­ums. Gerücht­en im Inter­net zufolge sollen diese Doku­mente ver­schiedene Aspek­te der thailändis­chen Geschichte beleucht­en, darunter die Ausar­beitung der ersten thailändis­chen Char­ta im Jahr 1932, interne Kon­flik­te inner­halb der Chana Rat­sadon, Ver­hand­lun­gen mit aus­ländis­chen Mächt­en während des Zweit­en Weltkriegs, die Grün­dung der Bewe­gung Freies Thai­land (Seri Thai), die Ausar­beitung der Char­ta von 1946, die Umstände des Todes von König Rama VIII, Stre­it­igkeit­en zwis­chen Pri­di und Feld­marschall Plaek Phi­bun­songkhram sowie Pridis Hal­tung zur inter­na­tionalen Neutralität.

Die neuesten Infor­ma­tio­nen deuten jedoch darauf hin, dass die Pri­di zugeschriebe­nen Briefe keine neuen Ent­deck­un­gen sind. Piyabutr Saengkanokkul sagte, dass die am Dien­stag veröf­fentlicht­en Doku­mente seit etwa 2017 ver­füg­bar sind. Din Buadaeng, ein His­torik­er und Dozent an der Uni­ver­sität Chi­ang Mai, der mehrere Jahre in Paris ver­bracht hat, hat­te diese Doku­mente zuvor zusam­menge­fasst und sich dabei auf das Exil Banomy­ongs von Chi­na nach Frankre­ich konzen­tri­ert. Piyabutr betont, dass es sich bei den jet­zt bekan­nt gewor­de­nen Doku­menten um die gle­ichen han­delt wie bei den zuvor veröffentlichten.

Piyabutr weist fern­er darauf hin, dass die Doku­mente, die 2024 veröf­fentlicht wer­den sollen, ab dem 5. Jan­u­ar ver­füg­bar sein wer­den. Er sagte, dass sie ein­er ern­sthaften wis­senschaftlichen Prü­fung unter­zo­gen wer­den soll­ten. Er schlägt vor, Stu­den­ten der thailändis­chen Geschichtswis­senschaft in den Prozess einzubeziehen und die Doku­mente einzus­can­nen oder zu fotografieren, um sie ein­er bre­it­eren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er bedauert die Abwe­sen­heit von Din Buadaeng in Paris und ver­weist auf seine bedeu­ten­den Beiträge zu diesem Forschungsbereich.

Piyabutr stimmt mit Din und Pro­fes­sor Som­sak übere­in, dass es sich bei den Doku­menten aus dem Jahr 2024 wahrschein­lich um Beobach­tun­gen und Aufze­ich­nun­gen der franzö­sis­chen Botschaft in Thai­land über Pri­di han­delt und nicht um Schriften von Pri­di selbst.

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