Alterssichtigkeit ist ein Problem, mit dem fast jeder Mensch irgendwann konfrontiert wird: Oft beginnt es damit, dass man beim Lesen das Blatt immer weiter von sich weghalten muss, um noch etwas erkennen zu können. Grund sind normale Alterungsprozesse der Augen, durch die das Sehen im Nahbereich mit der Zeit schwieriger wird. Die Presbyopie, wie die Alterssichtigkeit in medizinischer Fachsprache genannt wird, ist als solche nicht heilbar. Doch es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, mit denen man sie wirksam ausgleichen kann.
Risikofaktoren
Das Alter, in dem Alterssichtigkeit beginnt, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen bemerken bereits mit Anfang 40, dass sie weniger gut sehen können, andere erst zehn oder sogar zwanzig Jahre später. Wie sich diese Unterschiede begründen lassen, ist nicht abschließend geklärt. Relativ eindeutig ist es aber, dass bestimmte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Multiple Sklerose das Voranschreiten des Alterungsprozesses begünstigen. Ein zu hoher Zuckerkonsum und ungesunde Ernährung schaden dem ganzen Körper – so natürlich auch den Augen. Außerdem benutzen Frauen oft früher eine Lesebrille als Männer. Das hat jedoch hauptsächlich den Grund, dass diese oft achtsamer mit ihrem Körper umgehen und es oft früher bemerken, wenn die Sehkraft nachlässt.
Das macht eine Lesebrille
Wenn Licht auf das Auge fällt, dann trifft es durch die Pupille auf die Linse. Diese wird durch den sogenannten Ziliarmuskel, einen der wichtigsten Augenmuskeln, von Nahsicht auf Weitsicht umgestellt. Sollen nahe Objekte scharfgestellt werden, spannt der Muskel sich an – die Linse wölbt sich. Bei der Fernsicht entspannt der Muskel sich, was zu einer Abflachung der Linse führt. Diese Anpassung nennt man Akkommodation. Je älter wir werden, umso starrer wird allerdings die Linse. Die Ziliarmuskeln verlieren an Flexibilität und die Linse ist weniger gut in der Lage, sich zu wölben. An dieser Stelle kommt eine Lesebrille ins Spiel. Die Gläser der Lesebrille brechen und bündeln die Lichtstrahlen, bevor sie auf das Auge treffen. Auf diese Weise wird der Nahbereich vergrößert und wieder klar erkennbar. Mittlerweile findet man sogenannte Fertigbrillen in vorgefertigten Stärken in vielen Drogeriemärkten und Optikergeschäften. Diese sind jedoch nur dann sinnvoll, wenn beide Augen für die Ferne normalsichtig sind und es keine Hornhautverkrümmung gibt. Dies ist leider in der Realität nur selten der Fall. Sinnvoller ist es also, sich langfristig Lesebrillen nach Maß vom Augenoptiker anfertigen zu lassen.
Manchmal sind Mehrstärkenbrillen sinnvoll
Lesebrillen sind insbesondere für Menschen geeignet, die vorher keine Sehschwäche hatten. Bestand jedoch bereits vor der Alterssichtigkeit ein Problem mit den Augen, würde man nun eigentlich zwei Brillen benötigen – eine für die Nahsicht und eine für die Fernsicht. Immer wieder die Brille zu wechseln, kann auf Dauer jedoch recht lästig werden. Aus diesem Grund gibt es sogenannte Bifokalbrillen. Dabei handelt es sich um Brillen, die zwei Zonen besitzen – oben eine für den Fernbereich, unten eine für den Nahbereich. Bei einer sogenannten Gleitsichtbrille gehen die beiden Zonen ohne Kante ineinander über. Das ermöglicht nahes und fernes Sehen ohne Kante sowie auch gutes Sehen im Mittelbereich. Für manche Menschen ist es anfangs allerdings etwas schwierig, sich an eine Gleitsichtbrille zu gewöhnen. So kommt es bisweilen zu Schwindel oder Kopfschmerzen. Mit der Zeit hören diese Symptome jedoch in der Regel auf und scharfes Sehen in sämtlichen Bereichen wird möglich.
Kann man auch Kontaktlinsen nutzen?
Es gibt viele gute Gründe, aus denen Menschen zu Kontaktlinsen greifen. Manche mögen ihr Gesicht mit Brille nicht, andere finden es bei manchen Tätigkeiten schlichtweg praktischer so. Viele Alterssichtige haben die Motivation, auch im Alter noch Sport zu treiben, wobei Kontaktlinsen oft die bessere Sehhilfe sind. Wenn man allein eine Alterssichtigkeit hat und die Sehhilfe nur zum Lesen benötigt, reicht vermutlich die Lesebrille aus. Diese kann dann bei Bedarf aufgesetzt und wieder abgenommen werden. Wer allerdings noch eine andere Sehschwäche hat und beispielsweise eine Gleitsichtbrille trägt, kann von den Kontaktlinsen profitieren. Die diskreten Linsen liegen direkt auf der Hornhaut des Auges auf und korrigieren so, ähnlich wie Brillengläser, die mangelnde Brechkraft der Linse. In der Regel setzt man sie am Morgen ein und nimmt sie am Abend wieder heraus. Tageslinsen werden direkt entsorgt. Linsen, die man monatsweise oder sogar mehrere Monate lang tragen kann, legt man über Nacht in eine spezielle Kontaktlinsenflüssigkeit ein. Um Linsen in der passenden Stärke zu erhalten, ist eine Beratung in einer Arztpraxis oder beim Augenoptiker nötig. Wenn die Linsen gut angepasst worden sind, können die meisten Brillenträger und Brillenträgerinnen problemlos auf Kontaktlinsen umschwenken.