Der wahre Wert des architektonischen Erbes von Bangkok

Durch die Sanierung leer­ste­hen­der alter Gebäude, die über die ganze Stadt ver­streut sind, und ihre Umwand­lung in öffentliche Ein­rich­tun­gen hat Bangkok nun eine Möglichkeit, ver­lassene Immo­bilien ein­er sin­nvollen Nutzung zuzuführen und gle­ichzeit­ig seinen his­torischen Charak­ter vor dem Ver­fall zu bewahren. Einige alte Vier­tel und his­torische Gebäude in Bangkok haben auf­grund der verän­derten wirtschaftlichen Bedin­gun­gen der let­zten Jahre ihre Funk­tion­al­ität und auch einen Großteil ihres Investi­tionspoten­zials verloren.

Sie sind für kom­merzielle Inve­storen nach wie vor unat­trak­tiv. Doch aus den Keim­lin­gen von ein oder zwei Gebäu­den, die ren­oviert und mit sozialen Funk­tio­nen aus­ges­tat­tet wur­den und sich als sehr erfol­gre­ich erwiesen, ist ein neuer Zweig der Stadt­sanierung entstanden.

Geschichtsmu­se­um im Bahnhof

Das Siri­raj Bimuk­sthan Muse­um, ein ehe­ma­liger Bahn­hof, der in ein Bil­dungszen­trum für alle Alters­grup­pen umge­wan­delt wurde, ist ein solch­es Beispiel, das beweist, dass ungenutzte Gebäude so umgenutzt wer­den kön­nen, dass sie den heuti­gen Bedürfnis­sen entsprechen. Das Muse­um befind­et sich im Bezirk Bangkok Noi und ist im alten Gebäude des Bahn­hofs Thon Buri unterge­bracht, der 1903 als End­sta­tion der West­bahn von Thon Buri in die südlichen und west­lichen Prov­inzen in Betrieb genom­men wurde, so Chaiyos Charoen­sun­tipong, Leit­er der Siriraj-Museumsabteilung.

Später, als die Staats­bahn den Betrieb ein­stellte, über­gab sie dieses Gelände mit vier Gebäu­den 2003 an das Siri­raj Hos­pi­tal. Die medi­zinis­che Fakultät des Siri­raj-Kranken­haus­es der Mahi­dol-Uni­ver­sität beschloss, diesen vik­to­ri­an­is­chen Bahn­hof in einen Ausstel­lung­sort für die einzel­nen Abteilun­gen umzuwan­deln, um ihre Leis­tun­gen über die Jahre hin­weg zu präsen­tieren”, sagte Chaiyos. Während der Ren­ovierung wur­den unter dem Gelände etwa 4.0005.000 archäol­o­gis­che Arte­fak­te aus der späten Ayut­thaya-Peri­ode (etwa 18. Jahrhun­dert) ent­deckt. Das Gebäude selb­st wurde am 14. Novem­ber 2001 von der Abteilung für Schöne Kün­ste als nationales Kul­turgut registriert.

In Zusam­me­nar­beit mit der Fakultät für Archäolo­gie der Sil­pako­rn-Uni­ver­sität holte die Fakultät den Rat von Prinzessin Sirind­horn ein, was mit der Stätte und ihren Gebäu­den geschehen sollte. Sie schlug vor, sie zu erhal­ten und zu pfle­gen. So beschlossen wir, das Gelände zu einem Muse­um auszubauen, das die reiche lokale Geschichte der Gegend sowie die Geschichte der medi­zinis­chen Entwick­lung Thai­lands erzählt”, sagte er. Die Bauar­beit­en began­nen 2007, und 2013 kon­nte das Muse­um seine ersten Besuch­er begrüßen.”

Chaiyos: Muse­um erzählt reiche lokale Geschichte

Neben der Förderung des Bil­dungswe­sens seien die Ren­ovierungsar­beit­en am Siri­raj Bimuk­sthan Muse­um­spro­jekt zu ein­er beispiel­haften Fall­studie für andere Gebäudeer­hal­tungs­maß­nah­men gewor­den, ins­beson­dere für solche ent­lang des Flusses. Da es in dieser Gegend stark reg­net und das Muse­um am Chao Phraya-Fluss liegt, war Salz in das Fun­da­ment des Muse­ums einge­drun­gen und hat­te zu Kor­ro­sion geführt”, sagte er. Glück­licher­weise hat das Muse­um eine Lösung für diese Prob­leme gefun­den, und viele andere ori­en­tieren sich an unserem Renovierungsprojekt.”

Die Wiederver­wen­dung dieses alten his­torischen Gebäudes als Muse­um steigert nicht nur die Begeis­terung für die lokale Geschichte, son­dern lässt die Men­schen auch um neue Ideen für den Erhalt unschätzbar­er his­torisch­er Teile der Stadt wer­ben, sagte er.

Grüne Lunge

Die Schaf­fung des Ben­jakit­ti-Parks auf einem 720.000 m² großen Gelände im Bezirk Klong Toei, auf dem sich früher die Tabak­fab­rik der thailändis­chen Tabak­be­hörde befand, ist eine weit­ere Erfol­gs­geschichte der adap­tiv­en Nutzung aufgegeben­er Immo­bilien. Das leere Grund­stück lag mit­ten im Zen­trum von Bangkok und wurde seit der Schließung der Fab­rik im Jahr 1991 nicht mehr genutzt. Chatch­anin Sung, Land­schaft­sar­chitekt bei der Asrom­silp Com­mu­ni­ty and Envi­ron­men­tal Archi­tect Com­pa­ny, die das Pro­jekt fed­er­führend betreut hat, sagte, der Park sei nach dem Konzept der natur­basierten Lösung” angelegt worden.

Wir woll­ten einen sich selb­st erhal­tenden Ökopark” schaf­fen, der auf Umwelt­be­lange einge­ht und Prob­leme der Stadt lösen kann”, sagte sie. Der Park sollte auch ein Bewusst­sein für die Notwendigkeit ein­er Lunge” für die Stadt schaf­fen, die nicht nur Platz für Bewe­gung bietet, son­dern auch den Bedürfnis­sen aller Men­schen gerecht wird und das Gebi­et aufw­ertet, so Frau Chatch­anin. Das Unternehmen arbeit­ete mit staatlichen Stellen, dem Pri­vat­sek­tor und dem Mil­itär zusam­men, um das Gebi­et in eine inno­v­a­tive Grün­fläche umzugestal­ten. Diese Auf­gabe ist nun abgeschlossen, und der Park wurde am 3. August let­zten Jahres eröffnet.

Weit­ere fün­f­tausend Bäume wur­den aus Sprossen gepflanzt. Derzeit sind sie noch jung, aber in den näch­sten fünf Jahren wer­den sie kräftig wach­sen und schö­nen Schat­ten spenden”, sagte sie. Es wurde nicht eine einzige Schaufel Erde abge­tra­gen oder dem Park hinzuge­fügt. Die vier Gebäude, die nach dem Umzug der Fab­rik übrig geblieben sind, wur­den in dachlose Gärten umge­wan­delt und mit anderen Bere­ichen im Park verbunden.”

Chatch­anin: Die Stadt braucht eine Lunge

Sie sagte, dieser Park sei auch Teil eines natür­lichen städtis­chen Stadtschwamms”, der das Hochwass­er aufnehmen und in der Trocken­zeit an die Bäume und Reser­voirs der Stadt weit­er­leit­en könne, anstatt die Häuser und das Eigen­tum der Men­schen zu beschädi­gen. Wir müssen begreifen, dass die Welt nicht nur für Men­schen, son­dern auch für andere Lebe­we­sen da ist, also müssen wir öffentlichen Raum schaf­fen, der allen dient”, fügte sie hinzu.

Experten wollen mehr

Nach dem Erfolg solch­er Pro­jek­te sagte Asst Prof. Asan Suwa­narit, Dekan der Fakultät für Architek­tur und Pla­nung an der Tham­masat Design School, dass die Umwand­lung ungenutzter Immo­bilien in öffentliche Räume im ganzen Land noch nicht weit ver­bre­it­et sei. Viele soziale, wirtschaftliche und rechtliche Fak­toren ste­hen der Wiederver­wen­dung alter Gebäude in Thai­land ent­ge­gen, sagte er. Anders als in west­lichen Län­dern, wo ver­lassene Gebäude sta­bil und sich­er sind, sind viele alte Gebäude in Thai­land nicht so sta­bil, so dass es meist bil­liger ist, sie abzureißen, als sie ein­er anderen Nutzung zuzuführen”, sagte Asst Prof. Asan.

Einige der Gebäude sind außer­dem mit gefährlichen Stof­fen kon­t­a­miniert, so dass es bess­er ist, sie aus Sicher­heits­grün­den zu ent­fer­nen.” Da es in Bangkok jedoch immer noch eine große Zahl von Obdachlosen gibt, fügte er hinzu, dass diese ohne geeignete Hil­f­s­maß­nah­men in weit­ere Schwierigkeit­en ger­at­en kön­nten, wenn sie für den Beginn neuer Pro­jek­te zwangs­geräumt wer­den müssten. Ein weit­eres großes Prob­lem sei es, die Zus­tim­mung der Grund­stück­seigen­tümer zu erhal­ten, da die Besitzer von Pri­vat­grund­stück­en nicht zum Verkauf verpflichtet seien. Es ist viel ein­fach­er, wenn sich diese Gebäude in staatlichem Besitz befind­en, auch wenn es immer noch eine schwierige Auf­gabe ist, eine Eini­gung zwis­chen den Behör­den zu erzielen.

Ein weit­eres Prob­lem beste­ht darin, dass der pri­vate Sek­tor nicht immer bere­it ist zu investieren, selb­st wenn Investi­tio­nen, die keinen Neubau erfordern, gün­stiger sind.

Asan: Gesetz ent­mutigt Wiederverwendung

Das Prob­lem ist jedoch, dass die Men­schen keinen Wert darin sehen, sie zu erhal­ten oder sie für andere Zwecke zu nutzen, wie etwa das Scala-Kino, das bere­its abgeris­sen wurde. Deshalb brauchen wir mehr öffentliche Aufk­lärung, um die Men­schen nicht nur von der Schön­heit, son­dern auch vom Wert der Erhal­tung unseres architek­tonis­chen Erbes zu überzeu­gen”, fügte er hinzu.

Diese Geschichte ist der dritte Son­der­bericht in ein­er Serie von vier Geschicht­en über Stadt­pla­nungsre­for­men und Stadtentwicklung.

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