Das Internet mag für den Großteil rein virtuell sein — also eigentlich nicht wirklich vorhanden. Das ist jedoch ein Irrtum. Hinter dem Internet befindet sich nämlich ein umfangreiches System, das aus Datenleitungen, Rechenzentren und Knotenpunkten besteht. Ein System, das nicht nur gewaltig ist, sondern auch ausgesprochen großen Hunger hat. Ernährt wird das System mit Energie.
Ganz egal, ob man E‑Mails schreibt, YouTube-Videos ansieht oder über Bitcoin Code mit Kryptowährungen handelt — der Energiebedarf ist nicht zu unterschätzen. Und stellt die Welt vor eine außergewöhnliche Herausforderung. Denn letztlich geht es nicht nur um SUVs, Flugzeuge oder den Fleischkonsum, sondern auch um die Digitalisierung, die sehr wohl eine Umweltbelastung ist.
Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung
Smartphones und Computer haben die Arbeitswelt revolutioniert. Aber auch der Feierabend gestaltet sich heute anders als vor ein paar Jahren. Man kommuniziert über Messenger-Dienste, streamt die neuesten Serien oder Filme und vertreibt sich die Zeit mit digitalen Spielen. Die digitale Welt befindet sich auf der Überholspur — und es wird weiterhin richtig viel Gas gegeben. Schlussendlich verdoppeln sich rund alle zwei bis drei Jahre die internetgestützten Dienstleistungen. Ganz egal ob Home Office, TV- und Serienstreaming oder auch die Industrie 4.0 — viele Veränderungen sind einfach nicht mehr wegzudenken.
Auch Deutschland muss sich für die neuen Herausforderungen rüsten, die das digitale Zeitalter mit sich bringt. Es benötigt neue Rechenzentren, damit man die immer aufwendigeren Leistungen bewältigen kann. Dabei handelt es sich aber um kein „deutsches Problem“ — die gesamte Welt erlebt eine noch nie dagewesene Belastung im Bereich des Stromverbrauchs. Schlussendlich benötigt es rund 40 Großkraftwerke, die nur dafür sorgen, dass das Internet zur Verfügung steht.
Würde das Internet ein Land sein, so befände es sich auf dem sechsten Platz im Stromverbrauch-Ranking. Doch welche Akzente werden gesetzt, damit der Hunger nach Energie gestillt bzw. reduziert werden kann? Fakt ist: Noch gibt es keine umfangreiche Green-Strategie oder sonstige Pläne, wie man die Digitalisierung derart einsetzt, dass es zu einer Reduzierung des Stromverbrauchs kommt — es bleibt, und das auch mit Blick auf die 5G Technologie, eine Herausforderung.
Von wegen kein Papier mehr
Vor allem ist auch zu erwähnen, dass es einige Versprechen gab, die aber noch immer nicht umgesetzt wurden. Manager fliegen noch immer rund um den Globus, wobei es die Möglichkeit gibt, Videokonferenzen abzuhalten. Und noch immer werden unzählige Seiten ausgedruckt, obwohl es die Möglichkeit der E‑Mail gibt. Aber irgendwie ist der Mensch auch selbst für dieses Szenario verantwortlich. Das beste Beispiel mag hier die Datenschutz-Grundverordnung, die DSGVO, sein. Datenschutz ist wichtig — der Papierkrieg, der dadurch entstanden ist, hätte aber wohl verhindert werden müssen.
Ein weiteres Problem ist natürlich der Umstand, dass nicht alle Probleme gleichermaßen angesprochen werden. Kritisiert die „Fridays for Future“-Bewegung etwa die riesigen SUVs, die billigen Flugtickets oder auch den Fleischverzehr, so gibt es aber keine Kritik an den Smartphones, am World Wide Web und den zahlreichen anderen Geräten, mit denen man digitale Inhalte nutzen kann.
Somit mag es nachvollziehbar sein, warum es einige Experten gibt, die bereits Warnhinweise vor dem Abspielen von „YouTube“-Videos fordern. „Dieses Video belastet das Klima“ — doch man weiß, dass derartige Warnhinweise wohl nie kommen werden. Schlussendlich ist YouTube eine nicht mehr wegzudenkende Plattform geworden, die fast schon als unangreifbar gilt.
Kein globales Phänomen
Jedoch ist noch zu erwähnen, dass es sich um kein globales Phänomen handelt. Es sind in erster Linie die reichen Länder, die den Datenverbrauch in die Höhe treiben und somit auch den Stromverbrauch explodieren lassen. Ein Amerikaner nutzt durchschnittlich zehn miteinander vernetzte Geräte — der monatliche Datenverbrauch liegt in den USA bei 140 Gigabyte. Blickt man nach Indien, so stößt man auf ganz andere Zahlen. Der Datenverbrauch liegt bei gerade einmal 2 Gigabyte/Monat.
Die Digitalisierung mag einige Vorteile mit sich bringen, jedoch ist die Umweltbelastung nicht außer Acht zu lassen. Es braucht neue Strategien — und vor allem auch das Bewusstsein, dass das World Wide Web eine nicht zu unterschätzende Gefahr für unsere Umwelt ist.